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Yesterday's news
Klar ist eigentlich nur, dass sich alles immerfort aendert. Das merkt man, wenn man so einen angefangenen Journaleintrag mal einige Wochen liegen laesst, wie sich pausenlos die Perspektive verschiebt. Aber das geht ja nun auch nicht. Raus endlich mit dem Ding.
Lustiger Dezember-Kindermund von Manfi:
Wenn es zu der Stelle kam: 'Komm setz dich ans Fenster, du lieblicher Stern, malst Blumen und Blaetter...', warf er eine Zeitlang unfehlbar ein: Und Tomaten! Neulich hatte er aus ein paar Legosteinen wieder mal einen Kran gebaut, also so einen Turm mit einem langen Stein dezentriert oben drauf. Mit dem lief er dann herum und rief: 'Ich hab ein Kran, ich hab ein Kran!' P. griff sich dann irgendein Legoteil und rannte ebenfalls herum. 'I au Kran! I au Kran!', woraufhin Manfi patronisierend zu ihr bemerkte: 'Du hast allerdings eine Mauer.' Beim Apfelessen, wo alle Babies ihre Apfelscheiben stets ohne Schale wuenschen, wollte Kleiner knucklehead wiederholt von Manfi wissen: 'Du auch ohne Schale?' 'Du auch ohne Schale?' und Manfi jedes Mal, ja, ja, ja, schliesslich meinte er ungehalten: 'Frag mich doch nicht mehr!' Philosophieren mit Manfi: Wenn man ein bisschen nimmt, dann ist das ein bisschen. Wenn ich das letzte Wasser ausgetrunken habe, dann ist die Tasse leer. Was heisst: 'Komplett eingesaut'? Keine Anstrengungen scheuen sich verstaendlich zu machen mit Manfi: Marinensaft schmeckt auch gut! - Woher weisst du denn das, hast du schon mal Mandarinensaft getrunken? - Nicht in ein Glas, sondern in ein Marinendueckchen! Ist das OK, ob ich ein von deinen Jellybeans bekommen kann? Neuerdings benutzt er das Wort: Versehentlich.
Das ist alles gut und schoen, trotzdem muss man aber bemerken, dass so ungefaehr im Dezember neben dem immerwaehrenden verbluefften Entzuecken durchaus auch gerade der Punkt einer gewissen Ernuechterung gekommen war. Es ist aber auch zu fatal, dass selbst dieses Kind, das nun (nach menschlichem Vermoegen) (so gut wie irgend moeglich) sein Leben lang nach allen Regeln der ausgefeiltesten Indianerkunst behandelt wurde, die gewoehnlichsten nervenden Macken entwickelt. Ich weiss gar nicht, was ich am elendsten finde. Richtig bloed finde ich zum Beispiel, dass aus dem Baby, das vergnuegt an der Sushibar thronte und sich mit Algensalat bewirten liess, ein ganz gewoehnlicher kleiner 'Nudeln blank oder mit Ketchup, Wuerstchen mit Ketchup und Pommes mit Ketchup und ueberhaupt alles mit Ketchup'-Dussel geworden ist. Wer ihn darauf gebracht hat, will ich lieber nicht erwaehnen.
Oder bloed finde ich auch, dass er sich so schwerlich mal still in eine Ecke setzen kann und etwas spielen. Eigentlich alles, was ich die ganze Zeit unternommen habe, all mein Denken und Weben hat darauf hingearbeitet, ihm genau das zu ermoeglichen. Sollte ja eigentlich selbstverstaendlich sein, so ein Kleinkind, das sitzt eben da und spielt, so ist zumindest die allgemeine unmittelbare Vorstellung davon. Eine Vorstellung, die wahrscheinlich gleichzeitig mit den allgemeinen unmittelbaren Vorstellungen von Haeusern (Giebel, Spitzdach, Schornstein mit Raucherl, Fensterlaeden) und Eisenbahnen (Puffbahn, Bimmelgloeckchen) gepraegt wurde, in einer Zeit, von der man gern meinen moechte, sie sei sanftmuetiger gewesen, was aber natuerlich eine boese Falle ist, weil in dieser Zeit bekanntlich boese Gutsbesitzer das Recht der Ersten Nacht hatten und die uebrigen Menschen in finsterem Aberglauben dahinvegetierten, bis sie ihre Lebenserwartung von 31 Jahren endlich erreichten.
Jedenfalls, alle, die heutzutage Kleinkinder haben, wissen eigentlich ganz genau, dass es irgendwie dazu gekommen ist, dass Kleinkinder durchaus nicht einfach so dasitzen und spielen. Mit dem Kind nachmittags bei schlechtem Wetter nichts Spezielles vorhaben ist praktisch ein gefuerchteter Schrecken, dem man durch eine Menge ausgefeilter Plaene begegen muss. Fairerweise muss man wirklich sagen, dass ich sehr viel schaffen kann, waehrend er dabei ist. Im Grunde genommen alles. Ich koche, putze, wasche, buegele, naehe, klebe Fotos in Alben, mache saemtliche Besorgungen, uebe mit Meta Klavier, erklaere den Maedchen Schulsachen, alles mit Manfi an der Backe. Er ist eigentlich wirklich richtig gut. Eigentlich ist es vielleicht sogar eher gar nicht so, dass er nichts allein macht. Aber meistens macht er nur wirre Sachen, wirft wahllos Zeug in seinen Fahrradkorb, das man dann nicht mehr anruehren darf und schleppt Stuehle herum, von denen er erklaert, sie seien Muelltonnen und so. Anstatt sich mal schoen in den Rubikwuerfel zu versenken. Nein, aber vielleicht mal ein Puzzle, oder die Aufgabe loesen, wie man denn nun die beiden Wagen von der Holzeisenbahn zusammenhakt, oder the inner workings of a piece of string. Das finde ich einfach ein bisschen schade, obwohl es natuerlich vollkommen normal und gewoehnlich ist, dass es diese Versenkungszustaende in seinem Leben sehr wenig gibt. Ausserdem ist er unwahrscheinlich, geradezu mythisch geizig. Der Witz ist, dass er von meinen Kindern das erste eigentlich ganz ungefraessige Kind ist, eher so ein maekeliger kleiner Lillebror in haengenden Jeans. Sein Geiz wurzelt in purer Besitzgier. Er stellt sich vor, dass der ganze Stollen auf dem grossen, gut bestueckten Teller, den er eben stolz und von uns geruehrt betrachtet hereingetragen hat, allein fuer ihn sei, obwohl er hoechstens einen Kruemel davon essen wuerde, und bricht in unstillbare Traenen aus, wenn sich jemand ein Stueck nimmt. Er schaelt gern Mandarinen, und dann geniesst er es unheimlich, provozierend an den Stueckchen zu lecken, die er einem abgeben soll. Er ist auch echt ziemlich unfreundlich und aasig zu seinen Kollegen. Natuerlich ist er in einer merkwuerdigen Lage, herausgehoben durch seinen Sonderstatus als mein Sohn, da ist das wahrscheinlich zu erwarten. Er kommt mir zudem auch um einiges interessanter und gescheiter vor als die anderen, aber ich glaube trotzdem nicht, dass er das bemerkt bzw. ihn das grossartig anficht, denn in erster Linie ist auch er ja nichts anderes als ein trotteliges kleines Kleinkind. Aber waehrend die anderen ihre babyhaften Zaenkereien ein weniges einschraenken und dafuer ruehrende kleine Akte der Freundlichkeit in ihr Repertoire aufnehmen, etwas abgeben, einander taetscheln oder kuessen, bzw. ihre Zusammengehoerigkeit mit gemeinsamem unmotiviertem manischem Gelaechter oder Herumwetzen feiern, zeigt er eher wenig Interesse an solchen Gesten. Also es ist weniger so, dass er sich absonderte, aber er investiert relativ wenig guten Willen in die Foerderung seiner guten Beziehungen zu den anderen und eher mehr Energie darin, sie zu stossen und zu plagen. Ausserdem redet er am Tisch immerfort dazwischen. Und das Kreuzstichalphabet hat er auch noch nicht fertig gestickt. Das Herzchen.
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