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Schafft eins, zwei, viele zeitgemaesse Mythen
2004-11-08 @ 11:21 p.m.

Das - nicht besonders brennende, aber immerhin vorhandene - Interesse dafuer, wie Sachen gemacht werden, richtet sich natuerlich auch nicht auf unrepraesentative erdhafte Dinge wie wollene Pullover oder Brot, die man selbst schlau fuer solche Demonstrationen auswaehlen wuerde, weil ihre Herstellung der Erfahrbarkeit noch nicht vollkommen entrueckt ist, sondern wahllos auf Plastikknoepfe, Barbieaccessoires und Hello Kitty-Ohrwaermer, wo sich die Erklaerung im wesentlichen darauf beschraenken muss, dass das alles irgendwie aus Plaste gegossen wird, und zwar in einer Fabrik in Suedostasien.
Es scheint wie eine unloesbare Aufgabe, sich in einer solchen Welt auch nur halbwegs komplett aus dem Nebel der Kindheit zu erheben, ich meine, gut, hier bin ich, recht und schlecht einigermassen zusammengesetzt, und in meiner Kindheit hat die erfahrbare Herstellung von Produkten auch keine besonders grosse Rolle gespielt. Obwohl meine Mutter mit mir Marmelade und Gewuerzgurken gemacht hat, und wir seinerzeit alle gestrickt und genaeht haben (Mangeloekonomie!) und manche, wie zum Beispiel ich, sogar gestickt, das muss man ja auch mal sagen. Aber wie jetzt Spaghetti gemacht werden, oder Badekappen, das hat mich glaube ich auch niemals so interessiert, beziehungsweise die Frage habe ich mir einfach nicht gestellt. Und dann war es halt auch so, dass man meinetwegen mit seiner Klasse den Milchhof besichtigt hat, und da waren Flaschen, die erst leer und dann voll in langen Reihen auf Fliessbaendern entlangfuhren, und dann eine Joghurtbecherverpackungsanlage, und das hat irgendwelche Fragen, die man eh nicht gehabt hat, eher auch nicht so richtig beantwortet. Also strenggenommen hilft es natuerlich sowieso ueberhaupt nicht, sich irgendwas anzusehen.

Vielleicht ueberschaetzt man auch die Bedeutung dieser Form von Erfahrung. Kinder haben ja diese Kapazitaet, alles, was da ist, unhinterfragt hinzunehmen (auch die Fragerei will ja wohl weniger auf den Grund der Dinge dringen als klassifizieren und Ordnung im Dickicht schaffen), da kommt es vielleicht auf einen ganzen Kosmos von Produkten, die einfach da sind, auch nicht an. Nur sind diese Produkte eben auch evil und nicht nur so wie der Wald, sagen wir. Also in diesem Produktkosmus so Peter Pan-maessig herumzuschweben, sie saeen nicht, sie ernten nicht, und Gott der Herr ernaehrt sie doch, und zwar wahlweise durch Sozialhilfe oder ein schoenes Gehaeltchen von einer Werbeagentur oder einer grossartigen wissenschaftlichen Forschungseinrichtung, ich weiss nicht, ich weiss nicht. Ich finde das verstuemmelt. Aber natuerlich gibt es massenhaft Leute, die damit nicht das geringste Problem haben. Ich habe eigentlich auch kein besonderes Problem damit, aber ich wuenschte, wir haetten eine kleine Kuh.

Und es ist schade und komisch, dass die Einrichtung der Seele irgendwie so weit entfernt ist von der Einrichtung der Welt.
Wenn man zum Beispiel sagen soll, was ist mit Winter, da denkt man sich doch einen Kachelofen, an dem man sitzt, mit einer Ofenroehre, in der Aepfel braten, also wenn man jetzt zum Beispiel fuer ein Kind ein Bild malen wuerde oder so, da wuerde man doch keine Zentralheizung malen und jemanden, der den Knopf dreht, man kann doch ueberhaupt keine erkennbare Zentralheizung malen, wenn man es nicht besonders darauf anlegt, weil Zentralheizungen in der Seele keinerlei Rolle spielen. Wobei die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass das Kind wiederum den Kachelofen ueberhaupt nicht erkennt und keinerlei Empfindungen mit ihm verbindet. Und jetzt ist die Frage - verbindet es nun schoene Empfindungen mit dem Gedanken der Zentralheizung, hat es in seiner Seele einen Platz fuer die Gasheizung, oder hat es da ueberhaupt nichts? Wie?
Oder andere Beispiele waeren zum Beispiel Omas, oder der Gedanke des Ladens, oder Verreisen, das fuehre ich jetzt nicht weiter aus.

Und ganz sicher ist in der Seele kein Ort fuer das abscheuliche Knaeuel verwurstelter Kabel, das sich neben unserem Sofa befindet. In der Seele ist alles in Shabby Chic moebliert, ohne ein einziges elektrisches Geraet. Aber vielleicht ist das gerade die Herausforderung, der sich die Kinder kuehn stellen, ohne dass ich es auch nur bemerke, in ihren Seelen Platz zu schaffen fuer Fernseher, Kabel und Plastiktueten. Aber bitte nicht diese Flugplatzlaufbaender mit Ambientmusik und Farbspielen! Guten Abend.

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Koennte ich natuerlich auch selber tun, aber gerade eben habe ich diesen irrsinnigen Armkrampf...

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