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Das Gute Buch: Saul schafft's nicht
2006-11-21 @ 12:22 a.m.

Die Israeliten wollten unbedingt einen Koenig haben. Samuel, ihr Richter und Prophet, warnt sie, dass so ein Koenig seine Untertanen im allgemeinen zu Diensten heranzieht, den Zehnten von ihnen fordert und andere unbequeme Dinge, aber das ist ihnen egal.

Aber das Volk weigerte sich, auf die Stimme Samuels zu hoeren, und sie sprachen: Nein, sondern ein Koenig soll ueber uns sein,
dass wir auch seien wie alle Heiden, dass uns unser Koenig richte und vor uns her ausziehe und unsere Kriege fuehre.
Dem HErrn gefaellt dieser Gedanke nicht, aber er findet sich schnell damit ab; resigniert bemerkt er zu Samuel:
Gehorche der Stimme des Volkes in allem, was sie zu dir gesagt haben; denn sie haben nicht dich, sondern mich verworfen, dass ich nicht mehr Koenig ueber sie sein soll.

Gehorche ihrer Stimme und mache ihnen einen Koenig.

Natuerlich sucht er den Koenig dann doch selber aus, der HErr, und zwar ist es Saul, ein junger, ungeheuer schoener und sehr hochgewachsener Benjaminiter aus Gibea. Saul trifft Samuel in der Stadt Zuph, wohin er auf der Suche nach ein paar Eselinnen seines Vaters geraet. Samuel macht ihn zum Koenig, indem er ihm einen Krug Oel ueber den Kopf giesst:
Siehe, der HErr hat dich zum Fuersten ueber sein Erdteil gesalbt.
Saul kehrt zurueck nach Gibea, wo er einigen verzueckten Propheten begegnet. Wie Samuel ihn geheissen und ihm prophezeit hat, schliesst er sich ihnen an, tanzt herum und geraet ebenfalls in Verzueckung. Alle, die um seine fruehere prosaische Existenz wissen, wundern sich und sagen:
Was ist mit dem Sohn des Kis geschehen? Ist Saul auch unter den Propheten?
Diese Redewendung, erklaert die Bibel, sei spaeter unter den Israeliten zu einem gefluegelten Wort geworden. In der Benutzung als Sprichwort hat 'Ist Saul auch unter den Propheten?' auf jeden Fall einen Anklang von spoettischer Distanzlosigkeit, von da gesehen koennte man argumentieren, dass es mit Sauls Koenigstum schon einen ungrandiosen Anfang nimmt. Ueberhaupt ist die Vorstellung eines verzueckten Zweimeterkoenigs in einer Weise natuerlich lachhaft. Laut Samuel findet diese Aktion statt, um Saul 'umzuwandeln' und aus ihm 'einen anderen Menschen' zu machen, also, mit anderen Worten, Saul ist nicht eben zum Koenig geschaffen.
Liebe Seminarteilnehmer, ich sehe da eine ganze Menge negative Energie zwischen Saul und Samuel.

Bei der offiziellen Kroenungszeremonie wird Saul zuerst nicht gefunden, er hat sich 'bei dem Tross versteckt'. Nach der Zeremonie sprechen 'einige ruchlose Leute':

Was soll der uns helfen? Und sie verachteten ihn und brachten ihm kein Geschenk. Aber er tat, als hoerte er's nicht.
So vernuenftig und angenehm sich das anhoert, ist diese Art anger management doch eher nahe Null auf der alttestamentarischen Achtungsskala - die Koenigswuerde praegt sich am besten aus, wenn nicht geruht wird, bis an jedem, der etwas derartiges geaeussert hat, bis ins dritte Glied der Bann vollstreckt ist.

Und so geht es weiter, Saul ist zu mild, zu unsicher, zu lax.

Nach seinem ersten Sieg - bei Jabesch-Gilead ueber die Ammoniter - mischt sich Lynchlust in die Siegesfreude der Israeliten:

Wer sind die, die gesagt haben: Sollte Saul ueber uns herrschen? Gebt sie her, die Maenner, dass wir sie toeten.
Saul aber sprach: Es soll an diesem Tage niemand sterben, denn der HErr hat heute Heil gegeben in Israel.
Wieder eine Chance verpasst.

An einer spaeteren Stelle wird beschrieben, wie Saul in einer Schlacht mit den Philistern offenbar mittels des Ephods, einer Art Kultgegenstand, etwas herausorakeln will oder so, aber es sich dann doch wieder anders ueberlegt.

Da sprach Saul zu Ahia: Bringe den Ephod herbei! Denn er trug den Ephod in jener Zeit vor Israel. Und als Saul noch mit dem Priester redete, wurde das Getuemmel im Lager der Philister immer groesser, und Saul sprach zum Priester: Lass es sein!
Vielleicht will diese ansonsten nichtssagende Miniatur unterstreichen, dass Saul keine Fuehrungsqualitaeten besitzt: er nimmt seine eigenen Anweisungen zurueck. Dann haelt sie natuerlich auch sonst niemand fuer ehernes Gesetz.

Der Krieg gegen die Philister begann, indem Jonathan, Sauls Sohn, eine Wache der Philister erschlug. Daraufhin machen Saul und seine Armee sich auf nach Gilgal. Angesichts des drohenden Krieges werden die Israeliten von Furcht geschuettelt und verbergen sich in Hoehlen bzw. fliehen das Land. In Gilgal wartet Saul sieben Tage auf Samuel, wie dieser ihn am Tag seiner Salbung vor etwa zwei Jahren angewiesen hat.

Du sollst aber vor mir hinabgehen nach Gilgal; siehe, da will ich zu dir hinabkommen, um Brandopfer und Dankopfer zu opfern. Sieben Tage sollst du warten, bis ich zu dir komme und dir kundtue, was du tun sollst.
Als Samuel am siebenten Tag nicht kommt und die Philister sich bedrohlich versammeln, beginnt die Armee von Saul wegzulaufen. Er entschliesst sich, mit den Brandopfern anzufangen, um seine Leute bei sich zu halten und nicht ohne das Wohlwollen des HErrn in den vielleicht direkt anstehenden Kampf aufzubrechen. Bald darauf kommt Samuel, er findet Sauls begreifliche Hast trotz seiner eilfertigen Erklaerungen und Entschuldigungen vollkommen verwerflich und enthebt ihn schlankweg seiner Koenigslegitimation:
Du hast toericht gehandelt und nicht gehalten das Gebot des HErrn, deines Gottes, das er dir geboten hat. Er haette dein Koenigtum bestaetigt ueber Israel fuer und fuer. Aber nun wird dein Koenigtum nicht bestehen. Der HErr hat sich einen Mann gesucht nach seinem Herzen, und der HErr hat ihn bestellt zum Fuersten ueber sein Volk; denn du hast das Gebot des HErrn nicht gehalten.
Damit sollte es sich nun gehabt haben mit Sauls Koenigtum, aber mit der Etablierung der weltlichen Macht ist der Prophet Samuel zu einer Art Club of Rome degradiert: er kann viel reden.
Spaeter verwirft er Saul sogar noch einmal mit viel haerteren Worten angesichts eines aehnlich unbedeutenden Fehlers - nach dem gewonnenen Krieg gegen die Amalekiter wird Saul von Gott via Samuel angewiesen, nicht nur an saemtlichen Amalekitern 'den Bann zu vollstrecken mit der Schaerfe des Schwerts', sondern auch an all ihrem Vieh. Offenbar tut es Saul und seinen Leuten leid um das schoene Vieh, und sie bringen es lieber mit sich nach Gilgal, um es dort dem HErrn zu opfern (diese Opfer bestehen erfreulicherweise darin, dass das Opferprodukt ein wenig ueber dem Altar geschwenkt und ausgesuchte Teile davon verbrannt, der Rest aber gemeinsam verzehrt wird). Dieser wahnsinnig schwerwiegende Ungehorsam erzuernt den HErrn, er spricht zu Samuel darueber, wie es ihn reute, dass er Saul zum Koenig gemacht haette. Auch Samuel wird zornig und 'schrie zum HErrn die ganze Nacht'. Also wohlgemerkt, er schrie nicht darueber, dass das Volk der Amalekiter aus keinem anderen Grund als dass es Israel einmal 'den Weg verlegt hat, als es aus Aegypten zog' offenbar vollkommen ausgerottet werden musste, sondern darueber, dass Saul nicht auch alle Ziegen und Schafe gleich an Ort und Stelle niedergemetzelt hatte.
Aus diesem Anlass wird Saul endgueltig verworfen und Samuel redet seitdem kein Wort mehr mit ihm. Das aendert aber nichts daran, dass er noch bis zu seinem Tode Koenig von Israel bleibt und David, der von Gott erwaehlte naechste Koenig, sogar einige Zeit an seinem Hof lebt, in seiner Armee kaempft und ihn von Zeit zu Zeit mit seinem Harfenspiel aufmuntert.

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Koennte ich natuerlich auch selber tun, aber gerade eben habe ich diesen irrsinnigen Armkrampf...

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