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Psychogramm eines Angstlers
2007-12-04 @ 12:25 a.m.

Mir ist dann spaeter eingefallen, was die Ursache dieser Aengste sein koennte.
Wenn es einem gelingt, seine Eltern durch Deulen und Meulen zu immer staerkeren fuersorgerischen Hoechstleistungen zu zwingen, also zum Beispiel, noch und noch ein Schlaflied zu singen und endlos bei einem zu sitzen, man gleichzeitig aber spuert, denn man ist ja kein Dussel, dass sie nicht mit dem Herzen dabei sind, sondern sich unmutig nach dem Calvados sehnen, der im Herrenzimmer auf sie wartet, dann fuehlt man sich dadurch natuerlich in keiner Weise beruhigt und aufs Einschlafen eingestimmt, sondern wird alert und verunsichert. Moment, meine Eltern verbringen nicht gern ihre Zeit bei mir? Ja wie?
So kann die ganz abwegige Idee in einem entstehen, man sei jemand, dem Zuwendung nur ungern gewaehrt wird - auch wenn man rein technisch in Zuwendung badet und jeden Nachmittag in den Zoo, ins Schwimmbad oder zum Flughafen geschafft wird - und der sich demzufolge immer mehr und mehr davon durch mitleiderregendes Flehen oder plagendes Kraehen erkaempfen muss. Dann koennte es zum Beispiel dazu kommen, dass man auch die geringfuegigsten Wuensche und Bitten, deren Erfuellung einem selten jemand verweigern wuerde, prinzipiell nur in jammervoll klagendem Ton vorbringt, als rechne man damit, zurueckgestossen zu werden, wieder einmal. So kann es mit der Zeit dazu kommen, dass man, obwohl man ein Leben in Saus und Braus und unbeschreiblichem Wohlstand fuehrt, eine elegische Innerlichkeit auspraegt und sich selbst grundsaetzlich als tragische Figur wahrnimmt.

Diese sehr haeufige Art der gutgemeint-verunsicherten Kinderbehandlung ist glaube ich tatsaechlich ueberhaupt nur moeglich, wenn es eine Vollzeit-Ausserhausbetreuung gibt, bzw. sie ist vermutlich Hand in Hand mit derselben aufgekommen.

Bei mir wird erzaehlt, was wir am Vormittag gemacht haben, dann gibt es ein Schlaflied, das ist immer dasselbe, und danach ist grundsaetzlich Feierabend. Frueher haette ich auch gesagt: Mein Gott, ist das eine grausame Dressur. Von ganzem Herzen haette ich das gesagt.

Aber man muss entweder von ganzem Herzen weitersingen und drinbleiben oder von ganzem Herzen aufhoeren und rausgehen, und die Entscheidung muss man selber treffen. So ist es leider, auch wenn es einen sauer ankommt. Mit Kindern befindet man sich eben nicht in Sokratikergesellschaft, in der man durch milde Diskussion zu einem gemaessigten Interessenausgleich kommen kann. Sondern in Oralmonstergesellschaft.

Uebrigens ist es merkwuerdig, wie leicht es ist, sich in all solche Sackgassen hineinzumanoevrieren, und wie unbeschreiblich schwer es ist, sie zu vermeiden. Wie unbeschreiblich schwer es ist, diese heiter-gelassene Konsequenz aufzubringen. Das faengt damit an, dass man prinzipiell Aufforderungen an die Kinder nur in Form einer bittenden Frage vorbringen kann. 'Wollen wir uns jetzt mal die Schuhe anziehen?' Natuerlich koennte man das als eine rhetorische Nebensaechlichkeit abtun - allen Beteiligten wird ja frueher oder spaeter klar, dass das keine wirkliche Frage ist, aber ich finde es trotzdem sehr bezeichnend. Ich selbst habe das genauso. Oder, dass ich mir denke, 'ach, wenn ich die Kinder jetzt darum bitte (meine eigenen jetzt), irgendetwas zu tun, dann murren sie nur. Ich will es lieber gleich selbst tun.' Das muss man sich mit Macht abgewoehnen! Und wie wahnsinnig schwer es ist, ihnen tagelang zu sagen, sie sollen bitte zurueckgehen und ihre Jacken aufhaengen oder ihre Zahnpastatube zuschrauben oder ihre Vesperbuechsen aus ihren Ranzen auspacken und in die Kueche schaffen. Das ist so plagend! Es ist ja eine Kleinigkeit, die Tube selbst zuzuschrauben. Aber man darf es nicht tun! Sonst entstehen unprotestantische Kinder, und die kommen dann nicht zurecht in dieser durch und durch protestantischen Welt!

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Koennte ich natuerlich auch selber tun, aber gerade eben habe ich diesen irrsinnigen Armkrampf...

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