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Halte nur durch bis zum Fruehling, dann kannst du deine kleine alte Haut wieder in der Sonne waermen, habe ich immer zu Zeb gesagt, bzw. ich habe gesagt 'warm your little old hide', weil Englisch die Sprache ist, in der man zu kleinen Geschoepfen spricht, und Zeb ist ja ueberhaupt aus Amerika. Aber dazu wird es nun leider nicht mehr kommen, am Zwoelften Dezember ist er gestorben. Am Abend zuvor hatte er noch seinen kleinen Abendbrottanz aufgefuehrt, in der Nacht konnte er keine Ruhe finden, hat sich immer umgelegt vom Bett zum Kissen und zurueck, hatte Durchfall, am naechsten Morgen hat er nur noch gekotzt und gekackt, bis Blut kam und sass benommen auf den kalten Kacheln im Bad. Ich bin mit ihm zum Tierarzt gefahren, der Tapfere in seinem Gallionsfigur-Fahrradkorb, obwohl er kaum noch stehen konnte, Manfred in der Wickelkreuztrage, so sind wir durch die schneeverregneten Strassen gekreuzt. Der Tierarzt hat ihn subkutan ein bisschen hydriert (bei Dackeln findet man immer die Venen in den Beinen nicht, so dass man sie schlecht infundieren kann, ich hatte das einmal wegen einer Zahnreinigung unter Narkose bei ihm machen lassen und es war ein verdammtes Blutbad), etwas medikamentiert und ergebnislos geroentgt, dann sind wir wieder nach Hause gefahren, denn ich wollte ihn nicht dortlassen. Am Nachmittag wollte ich noch einmal hingehen, aber er lag nur noch elend auf dem Sofa, blutete die Unterlagen voll und stoehnte, wenn man nur sein Kissen rueckte. Einfloessen konnte man ihm nicht das Geringste mehr. Am Ende haben wir beide bei ihm gesessen, eine kurze Erstickungs-Agonie, und um Viertel nach Acht ist von meinem kleinen alten blinden und tauben Hund, dem anspruchslosen Freund meiner stillen Stunden und zugeneigten Gefaehrten so vieler, in der letzten Zeit immer langsamerer und kuerzerer Spaziergaenge, nur noch die Huelle uebrig. Mein Gott, das sind wirklich die Bedingungen, unter denen wir dieses Lebensding hier haben, es ist unfassbar. Und noch unfassbarer, wie gedankenlos man damit klarkommt, sogar die Kinder. Das Leben selbst treibt uns weiter, immer weiter, wie einer von diesen gruseligen Parasiten, der seinen Wirt fuer eine Weile willenlos lebendig haelt, um sich zu perpetuieren.

Zeb habe ich im September 2003 mit unserem Mercury Topaz in Kingston, Ontario, abgeholt, wohin er von einer Reihe von freiwilligen Dackelfreunden in einer konzertierten Aktion gebracht worden war, nachdem man ihn wiederum einige Zeit zuvor in North Carolina auf einem Highway gefunden und in Pennsylvania wieder aufgepaeppelt hatte. Dank der North American Dachshund Rescue. Ein im Vergleich zu Lilly kleiner, zerbrechlich und ernst wirkender roetlicher Kurzhaardackel, fremd, mit verkruemmten Fuessen, ergrauter Nase und dem typischen Geruch von mit kommerziellem Hundefutter ernaehrten Hunden, so sass er neben mir auf dem Beifahrersitz. In der Abenddaemmerung bin ich zum ersten Mal auf einer Freewayschulter mit ihm ein Stueck gelaufen.
Am Dreizehnten Dezember hat ihn die Dame von der Kleintierbestattung abgeholt, mit allen Insignien professioneller Bestatterei und in einem mit bordeuxrotem Pannesamt ausgeschlagenen Leichenkorb (und seiner blauroten Haekeldecke aus dem St. Vincent-Laden). Man hat ihn dann etliche Tage spaeter nach Hessen oder gottweisswohin ueberfuehrt, wo sich die Kleintierbestattung am Rosengarten befindet, die einzige Moeglichkeit in ganz Nord- und Mitteldeutschland, sein Tier anders als beim Abdecker einaeschern zu lassen. Vor ein paar Tagen habe ich seine Asche wieder abgeholt. Bzw. ein paar Kruemel, die sie dort vielleicht vom Fussboden gefegt haben.

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