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Laborleben
2002-07-16 @ 1:45 p.m.

Auf meiner Arbeit in Berlin hatten alle immer Kaffetassen und Colabuechsen auf ihren Spektrometern stehen. Grund fuer Wehmut, das ist alles hier nicht erlaubt. Hier darf man im Labor nicht essen und trinken, auch wenn man nur am Computer sitzt (das heisst, ich muss meine cookies und Tassen immer irgendwo verbergen), und man muss immerzu Kittel anhaben und keine Sandalen. Wir haben hier nicht etwa mit irgendwelchem gefaehrlichen Atomzeugs zu tun . Keineswegs, es ist nur so, dass diese Arbeitsschutzleute nicht glauben, dass man auf sich selber aufpassen koennte und selbst entscheiden wann man Kaffee trinkt und wann besser nicht. Natuerlich gibt es dafuer dann immer irgendwelche Beispiele. �A scientist in Ottawa did not wash her hands after handling a probe of boric acid��. Naja, und sie wurde dann eben voellig verkrueppelt, und all ihre Kinder und Kindeskinder auch, nur weil sie sich aus reiner Sturheit ihre Haende nicht gewaschen hat. Als es hier heiss wurde, hing im Fahrstuhl ein kleines Poster, das die hauptamtliche Arbeitsschutz-Beauftragte angefertigt hatte. �It�s a hot day. Why wear a labcoat?� Ja, why the fuck? �A student in Vancouver�� Die Leute hier finden das voellig normal, an allen Ecken auf diese Weise angeoedet zu werden. Better safe than sorry!

Peter von meiner Arbeit. Der macht immerhin manchmal Bemerkungen ueber all diese Vorschriften. Seinen Urlaub hat er in Nova Scotia damit verbracht, aus dem Autofenster heraus zu fotographieren. Nein, aber er hat auch Wale und Delphine gewatcht, und bestimmt ist er auch sonst noch ein oder zweimal ausgestiegen, und er war in Halifax, wo eine, die frueher hier gearbeitet hat, jetzt irgendwie an der Universitaet ist. Er hat erzaehlt, dass sie eine Dreizimmerwohnung (2 bedroom) hat, die 650 Dollar und Betriebskosten kostet, aber noch keine Moebel, oder jedenfalls wenig, und dass es von dort aus ungefaehr 20 Minuten zu Fuss zu ihrem Labor sind. Und da sagte diese eine Chinesin: �That�s a great city she moved to. Everything is so perfect.� Nachdem man hier einige Zeit war, kommt einem das gar nicht mehr seltsam vor, aber so verrueckt sind die Leute hier. Diese Chinesin heisst uebrigens Qiubo � so heissen Chinesinnen!! Ihre Kinder hat sie aber Lily und Anna genannt, damit sie sich besser assimilieren.

Peter also.

Er bringt mir ein Aquarium mit, und dann muss ich wohl leider wirklich anfangen, die Froesche zu retten. Diese Froesche sind sozusagen Versuchstiere, das heisst eigentlich werden nur ihre Eier gebraucht. Sie werden aufgeschnitten und die Eier herausgenommen, dann naeht man sie entweder zu und sie leben weiter, oder ihnen wird der Hals umgedreht. Diese Froesche wohnen in etwas, das sehr beschoenigend �animal care facility� genannt wird, in winzig kleinen Aquarien ohne Spass tagein tagaus. Dort muss man seine Magnetkarte beim Herein- und Herausgehen in diesen kleinen Kasten bei der Tuer stecken, und der Kasten laesst einen zum Beispiel nicht raus, wenn man nicht vorher beim Reingehen registriert wurde, und wahrscheinlich macht er am Abend Spektakel, wenn nicht alle rausgekommen sind. Damit keine Tierschuetzer die Froesche befreien. Andere Tiere sind da auch, aber ich habe bloss noch Ratten gesehen. Ich wuerde es OK finden, wenn die Leute, die mit den Froscheiern arbeiten, ein Aquarium in ihrem Labor haetten, so dass sie die Froesche SEHEN wuerden, und sie fuettern undsoweiter. Aber den tollen Wisschenschaftlern kann ja nicht zugemutet werden, ihre Zeit auf diese Weise zu verschwenden. Daher gibt es spezielle, niederklassige Leute, die sich um die Froesche kuemmern, und eben diese spezielle facility. Alles voellig abgespalten und unmoralisch. Unsere Arbeitsgruppe hat auch ein paar Froesche. Weil wir aber nur wenig Eier brauchen, kann ich sie immer von anderen Leuten borgen, die in grossem Stil Eier gewinnen und gottweisswas damit machen. Deshalb wollte ich unsere Froesche mit nach Hause nehmen, damit sie ein schoeneres Leben haben. Denn sonst habe ich ja keine anderen Sorgen. Aber es stellt sich heraus, dass das nicht erlaubt ist. Also muessen Peter und ich so tun, als ob wir die Froesche schlachten, und das in irgendwelche Protokolle schreiben, und dann kann ich sie irgendwie herausschmuggeln.

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