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Saddameter!
2003-02-11 @ 11:46 a.m.

Falls es jemand noch nicht gesehen hat: hier ist das Saddameter von Slate, dem Nachrichtenmagazin vom, oh Gott, Microsoft Network. Das gibts auch immer bei SpiegelOnline zu sehen. Zeigt die Kriegswahrscheinlichkeit an, mit einer lustigen kleinen Bombe auf dem Zeiger.


Als es noch nicht so hoch stand, war immer in der unteren Ecke ein schmunzelnder Saddam zu sehen. Und jetzt: 97%. Kuckt Bush sicher immer jeden Morgen rauf, und dann: Uh oh, 97%! Time to dust the red button!

Mein Gott, wie SCHEISSE. Ich meine: Saddameter schon mal. Saddameter! Und dann: Invasionswahrscheinlichkeit. So ein Unsinn. Wie rechnen die das denn bitteschoen aus? Niederschlagswahrscheinlichkeit fuer morgen: OK, das kann man einsehen. Luftfeuchtigkeit, irgendwelche Wolken, diese komischen Fronten, blabla. Kompliziert genug, soviel ich weiss. Also, einfach ist ja: OK, viele Wolken da, wahrscheinlich regnets morgen. Aber dieses Ding mit der Prozentangabe, da muss man all diese Faktoren irgendwie wichten, und dafuer muss man Wettermodelle haben mit irgendwie empirisch angepassten Parametern, und die jagen die dann durch ihre Compjuter. Aber jetzt Kriegswahrscheinlichkeit? Fuer morgen? Fuer morgen und uebermorgen? Fuer das naechste halbe Jahr? Das ist wie mit dem Regen: die Wahrscheinlichkeit, dass es entweder morgen oder uebermorgen regnet, ist natuerlich grosser als die Wahrscheinlichkeit, dass es morgen regnet, und die Wahrscheinlichkeit, dass es irgendwann im naechsten halben Jahr regnet, ist wiederum wahrscheinlich entsetzlich nahe an 100% dran. Man muss also immer sagen, fuer welche Zeitspanne man das meint. Also das nur schon mal. Und ueberhaupt. Nun kann man natuerlich Regen und Golfkrieg nicht vergleichen, und das nervt mich ja auch gerade unter anderem an diesem Saddameter, dass es dieses Politik leichtgemacht-alles im Griff-ein Blick aufs Saddameter und man weiss, ob man den Schirm mitnehmen muss oder nicht-Dings ist. Aber das mit dem Regen habe ich gesagt, um deutlich zu machen, dass das Saddameter, soweit ich das beurteilen kann, einfach mal die reine Esoterik sein MUSS. Ich habe mal rumgesucht im Unternetz, ob die das irgendwo erklaeren, wie das ausgerechnet wird, aber das ist wohl geheim. Sie schreiben immer: Naja, die ham da diese komischen Rohre gefunden, und der Bush hat gesagt: God bless our country, aber wie sie das in 97% umrechnen? Wahrscheinlich Pi mal Daumen.
Und selbst wenn man sagt: Kleinlich, wen kuemmerts, ist halt n Richtwert. Der Ansatz ist einfach so unmoralisch. Die zusaetzliche Information, die man dadurch gewinnt, ist fragwuerdig und damit nutzlos. Der einzige Sinn dieses Saddameters, den ich wahrnehmen kann, ist die Trivialisierung der ganzen Sache. Die finden es scheinbar wuenschenswert, dass man den Golfkrieg wie so eine Art Wetter betrachtet.

Und, das hat der Praschl irgendwann schon mal gebrandmarkt, jetzt hab ich das auch gesehen: die SpiegelOnline-Leute fragen immer die Leser, ob sie glauben, dass es Krieg gibt. Ja, wie uninteressant und nutzlos ist denn das? Ob irgendein Spiegel-Leser glaubt, dass es Krieg gibt! Ack!

Man koennte die Leser fragen, ob sie wollen, dass es Krieg gibt. Selbst das waere nach der Lage der Dinge noch eine relativ ueberfluessige Frage, da es ja voellig egal ist, ob sie den wollen. Aber zumindest waeren sie einigermassen befugt, darueber zu reden, was sie selber zu wollen glauben. Oder man koennte sie fragen, ob sie finden, dass es Krieg geben sollte, auch wenn sie eigentlich keinen wollen, weil sie meinen, dass Saddam Hussein eben dieser fiese Hitler ist undsoweiter, dem man sobald wie moeglich das Handwerk legen muss wegen all der schmerzlichen Lektionen der Geschichte. Das ist auch schon fast die Grenze fuer lohnende Fragen, weil die meisten Spiegel Leser wohl nicht wirklich wissen koennen ob Saddam Hussein Hitler ist oder nicht. Aber immerhin wuerde man damit etwas ueber ihre Gedanken- und Gefuehlswelt erfahren. Aber ob sie glauben, dass es Krieg gibt! So ueberfluessig!
Man koennte sie auch fragen, ob sie glauben, dass mehr als 50% der Spiegel-Leser glauben, dass es Krieg gibt. Auch sehr interessant!

Aber ich weiss, warum die das machen. Wenn sie fragen wuerden, ob die Spiegel-Leser wollen, dass es Krieg gibt, waeren am Ende alle zornig: Wie, wir wollen den Krieg garnicht, und trotzdem machen sie ihn! Hoho, jetzt struerzen wir die Herrschenden von ihren Thronen in wildem Aufruhr!
Aber wenn sie glauben, dass es Krieg gibt, unabhaengig von ihrem Wollen, und dann gibts ihn, dann haben sie immerhin richtig geglaubt.
Sie wollen irgendwie diese ganze Sache freihalten von irgendwelchen weitergehenden Ueberlegungen. Wie gesagt, als ob der Golfkrieg Wetter waere, wo man ja auch nicht fragt, ob jemand findet, dass es Regen geben sollte. Seltsam seltsam.

Aber ich will den Golfkrieg nicht herbeiwahrscheinlichen, und auch nicht herbeiglauben. Deshalb habe ich nicht: Ja / Nein / Weissnicht abgestimmt beim Spiegel, obwohl ich das natuerlich andererseits sowieso niemals irgendwo tue. Wenn sie aber eine: A big fuck you! Option gehabt haetten, waere ich sofort dabeigewesen.

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