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Spirituelle Verheerung
2004-01-03 @ 12:20 a.m.

Naja den groessten Hammer hat natuerlich wer seine Kinder ansieht und dabei 'Oh die spirituelle Verheerung' denkt.

Aber wirklich. Die spirituelle Verheerung. Diese zaghaften, langweiligen, nichts wagenden, sofort wieder endenden Spiele. Der Freund mit seiner schwachsinnigen Masche. Now we can brain control Captain Hook. Brain control? Junge, du bist fuenf. Du solltest Dir eine Eisenbahn aus Stuehlen und Decken bauen und zwei Stunden lang Zugfuehrer spielen.
Nicht wissen, was man mit seinem Puppenhaus anfangen soll. Ich muss da mitspielen, damit es Spass macht. Ich muss den Puppenweihnachtsbaum aufstellen, ich muss den Gedanken haben, dass das French Toast Cereal ja ausgezeichnete kleine Puppentoastbrote abgibt, ich muss die kleinen Puppenstockings naehen, die sie am Puppen-Christmas-Eve aufhaengen koennen, ich muss die Puppen reden und rumlaufen lassen.
Barbies an- und ausziehen, aber das ist dann auch zu anstrengend, weil es nicht sofort klappt. Dieses Aufmerksamkeitsgestoerte. Aufspringen und einen Handstand machen.
Dieses genau wissen, was man alles nicht kann, was alles nicht geht. Aber das wieder ungestoert von einer richtigen Idee davon, wo man unter anderem deshalb ja seinen Platz hat, naemlich unten in der Familie, bei aller Fairness. Wo man herkommt, wo die Reise hingeht. Keine Idee. Zum ersten Mal alleine Pudding kochen, und verdammt ungeduldig werden, wenn man mal fuenf Minuten ruehren muss, bis es kocht (kanadischer Pudding ist anders...). Ja bittesehr, was hat man denn sonst vor mit seiner kostbaren Zeit?
Strickenlernen, aber dann nie wieder stricken.
Computerspiele aber auch nicht. Muss man ja auch erst rausfinden, wie es geht.
Gibt es eigentlich irgendwas, was diese Kinder freut? Was sie stolz macht? Was sie sich richtig wuenschen?
Diese vollkommene Absorption mit langweiliger schnell auf- und abebbender Gier. Koenn' wir was aus dem Automaten haben? Koenn' wir Eis kaufen? Noch eine Geschichte! Nochn Video! Gier Gier Gier. So eine langweilige, bloede Empfindung. Aber selbst diese Gier ist schon irgendwie abgenutzt, was soll eigentlich danach kommen?

Aber dann ich wieder. Dass meine Ideen davon, was Kinder machen sollten, scheinbar samt und sonders ungefaehr hundert Jahre alte Kitschpostkarten sind. Diese Besessenheit mit inneren Bildern von schwerbeschaeftigten Puppenmuttis vor ihren messingglaenzenden, mit hundert Miniaturutensilien bestueckten Puppenkuechen. Murmelspielende, kreiselnde, abzaehlreimaufsagende Rotzgoeren, die widerwillig zur festgesetzten Zeit zum Abendbrot erscheinen. Kinder, die in der Kueche helfen, Maedchen, die rotbackig an ihrem eigenen kleinen Quilt naehen, Kinder, die Vaetern Essen in Blechkannen aufs Feld bringen, die Baumhuetten errichten, jeden Tag Kaninchen fuettern. Die lernen wollen. Die stolz auf die Verantwortung sind, die man ihnen uebertraegt. Die ungeduldig darauf warten, endlich gross genug fuer irgendeine Taetigkeit zu sein, an denen ihnen wahnsinnig gelegen ist.
Michel, Lisa, Lasse, Bosse, Madita, Michel Lisa Madita Michel Lisa Madita, Lotta, Charlotte, Laura. Bin ich damit vergiftet oder was? Bin ich kontrollwahnsinnig? Was ist denn heute eigentlich die Idee von Kindheit? Aibo der Roboterhund?

Dass ich natuerlich andererseits offensichtlich auch wieder schuld bin an dem ganzen Unglueck. Dass man es auch irgendwie festschreibt, indem man es denkt.

Ich selber in meinem aus Sofakissen gebauten Haus, mit der Fussbank als Tisch. Mit meinem aus dem Puppenschrank improvisierten Kaufmannsladen mit all den Schachteln, in die ich Kaffee und Nudeln und sowas reingefuellt hatte, mit den Schildern, auf denen 'Rrrrrroestfrisch' draufstand undsoweiter, die ich geschrieben hatte. Mit meiner kleinen Welt, in der Menschaergerdichnichtfiguren in krude bemalten Haeusern aus kleinen Kartons wohnten, irgendwelche Beziehungen miteinander unterhielten, mit der Eisenbahn zur Arbeit, zur Kneipe, zum Einkaufen transportiert wurden, und ueberall musste mit Pfennigen bezahlt werden. Ich meine, ich hatte als Kind ja auf jeden Fall ein pathetisches Element, und ich bin in dieser Hinsicht nicht ungluecklich, dass und falls meine Kinder etwas anders ausschlagen, aber mein Gott! Man hatte doch ein inneres Leben. Man hatte doch Stunden von vollkommen befriedigendem Spass da fuer sich allein in seinem Kinderzimmer.

Oh die spirituelle Verheerung. Was soll man nur tun. Und oh diese armen Kinder. So eine verwirrte Losermutter.

Auf jeden Fall muessen sie mehr vernachlaessigt werden. Damit werde ich gleich anfangen. Freundliche Vernachlaessigung. Morgen gehts los.
Und dann die fabelhafte Selbstheilung.

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Koennte ich natuerlich auch selber tun, aber gerade eben habe ich diesen irrsinnigen Armkrampf...

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