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"Dumm," dachte Ulrich, "aber es ist so."
2004-02-06 @ 7:48 p.m.

"Es ging Diotima mit ihren beruehmten Gaesten nicht anders als dem Grafen Leinsdorf mit seinen Bankverbindungen; man mochte noch so sehr wuenschen, sie in Einheit mir der Seele zu bringen, es gelang nicht. Von Automobilen und Roentgenstrahlen kann man ja sprechen, das loest noch Gefuehle aus, aber was sollte man mit allen unzaehligen anderen Erfindungen und Entdeckungen, die heute jeder Tag hervorbringt, anderes anfangen, als ganz im allgemeinen die menschliche Erfindungsgabe zu bewundern, was auf die Dauer recht schleppend wirkt! Se. Erlaucht kam gelegentlich und sprach mit einem Politiker oder liess sich einen neuen Gast vorstellen, er hatte es leicht, von vertiefter Bildung zu schwaermen; wenn man aber so eingehend mit ihr zu tun hatte wie Diotima, zeigte es sich, dass nicht die Tiefe, sondern ihre Breite das Unueberwindliche war. Sogar die dem Menschen unmittelbar naheliegenden Fragen wie die edle Einfachheit Griechenlands oder der Sinn der Propheten loesten sich, wenn man mit Kennern sprach, in eine unueberwindliche Vielfaeltigkeit von Zweifeln und Moeglichkeiten auf. Diotima machte die Erfahrung, dass sich auch die beruehmten Gaeste an ihren Abenden immer paarweise unterhielten, weil ein Mensch schon damals hoechstens noch mit einem zweiten Menschen sachlich und vernuenftig sprechen konnte, und sie konnte es eigentlich mit keinem. Damit aber hatte Diotima an sich das bekannte Leiden des zeitgenoessischen Menschen entdeckt, das man Zivilisation nennt. Es ist ein hinderlicher Zustand, voll von Seife, drahtlosen Wellen, der anmassenden Zeichensprache mathematischer und chemischer Formeln, Nationaloekonomie, experimenteller Forschung und der Unfaehigkeit zu einem einfachen, aber gehobenen Beisammensein der Menschen."

Musil. Der Mann ohne Eigenschaften. Spitzenbuch.
Allerdings habe ich das Gefuehl, es koennte vielleicht ein bisschen voreilig sein, das auf Seite 175 von drei Baenden mit ungefaehr 1500 Seiten zu behaupten, wer weiss, wie weit diese Mischung aus Kaestner und Joyce (letzteres nur wegen der Laenge und Seltsamkeit, also eigentlich ein ganz dummer Vergleich, aber ich bins ja nur) nun wirklich traegt, und wer weiss, was noch alles passiert mit Herrn Ulrich, aber zur Zeit bin ich hochzufrieden.

Dieses Exzerpt ist, obwohl nett, nun auch nicht so furchtbar bedeutend, aber es macht mich froh. Dieses, einerseits seltsam und traurig verschroben herumreden, aber dann doch so, charmant losgeloest, als ob alles nur ein Spass waere, mit dem man seine fabelhaft huebsche und verwoehnte siebzehnjaehrige Nichte unterhalten will, waehrend sie ihren Eisbecher loeffelt, einfach nur aus Gentlemannerie (natuerlich in den joldenen zwanziger Jahren), das ist auf seine Weise schon sehr toll.

Kann man merken, dass ich als Teenager fuer Kaestner geschwaermt habe? Fabian. Fand ich den Gipfel des Tiefsinns. �Der kleine Junge schwamm heulend ans Ufer. Fabian aber ertrank. Er konnte leider nicht schwimmen.� Hatte ich ueberall draufstehen. Yep.

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Ruhmsuechtig!
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Koennte ich natuerlich auch selber tun, aber gerade eben habe ich diesen irrsinnigen Armkrampf...

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