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Florastrasse, Lumper
Neben unserem Haus war ja wie gesagt diese Reihe von im Krieg leergebombten Grundstuecken, und direkt neben unserem Haus war dieses eine Grundstueck, auf der anderen Seite sogar noch begrenzt von einem ruinoesen Mauerrest, wenn ich mich recht entsinne, oder aber es war eine spaeter entstandene regelrechte Mauer, und dort war der Lumper. Eigentlich hiess es Altstoffhandel, oder offiziell Sekundaerrohstofferfassungsstelle (SERO), aber meine Eltern sagten Lumper (Lumpen, glaube ich, wurden dort aber nicht angenommen), und dieser Lumper war ein dicker Kerl in Arbeitshosen und Unterhemd mit weissen Haaren. Es mag sein, dass er manchmal Shorts anhatte, aber ich erinnere mich nicht, jemals eine andere Art von Oberbekleidung an ihm wahrgenommen zu haben, was darauf hindeutet, dass er vielleicht im Winter geschlossen war, ein Sommervergnuegen, so wie der Eismann, aber Flaschen und Papier hatten ja eigentlich immer Saison. Er hatte hinten auf dem Grundstueck so eine kleine elende Baracke und ein ueberdachtes Stueck, da war die Theke, wo man seine Flaschen aufbaute, und eine grosse Waage am Boden dahinter, zu der man sein Papier und seine Altmetalle schleppte. Unter dem Dach gab es mannigfaltige mittelgrosse rostige Gittercontainer, in denen die verschiedenen Altstoffsorten aufbewahrt wurden. Um dort hinzugelangen musste man bereits durch eine undurchdringliche Landschaft von riesigen Altstoffbehaeltern und Haufen von allem moeglichen Schrott durchgehen, die das gesamte Grundstueck lueckenlos ausfuellte. In meiner Erinnerung sind diese Zustaende so hoffnungslos monstroes und chaotisch, dass ich nicht zu glauben vermag, dort waere jemals irgendwas abgeholt worden, ausser vielleicht der allerakuteste Flaschenueberhang.
Als Kind brachte man Flaschen und Papier zum Lumper, Papier war sowas wie zwanzig Pfennig das Kilo, das band man zuhause mit
Schnur zu netten Paketen, denn Plastetueten gabs ja keine. Kann sein, dass es dreissig Pfennig gab
fuer ausschliesslich gebuendelte Zeitungen, aber nageln Sie mich nicht auf diese Tarife fest.
(Man besass einige Westplastetueten, die man huetete und estimierte. Ich erinnere mich an
unsere Ziel-Tuete (die Zahnpasta)...) Bei den Flaschen und Glaesern gab es ein relativ undurchschaubares Verguetungssystem,
gewoehnliche Weinflaschen und viele Sorten Glaeser brachten fuenf Pfennig, aber es gab auch gewisse besonders gute Glaeser, von denen
man sich Hoffnung machen konnte, dass sie vielleicht zwanzig oder gar dreissig Pfennig wert waeren. Genau wissen konnte man es allerdings
nicht, und der Lumper selbst, der alles routiniert nach Wert auf seinem Tresen ordnete, scheint auch ein gewisses Moment von Willkuer in die
Abrechnung gebracht zu haben. Jedenfalls erinnere ich
mich, dass meine Mutter mehr als nur einmal im Loewinnenmodus mit mir dorthin zurueckgegangen ist, um ihn zur Rede zu stellen, da er mich scheinbar um einen Teil meiner schmalen Einnahmen betrogen hatte. Die musste er dann herausruecken, die fuenfzig Pfennig.
Es mag gut und gerne sein, dass die ganze Welt und ihr Onkel auf deiner Seele herumtrampelt, aber beim Lumper muss es gerecht
zugehen!
Das letzte, was ich zum Lumper getragen habe, waren mehrere dicke Buendel Wurstblatt, durch deren Austragen oder nicht Austragen
man sich in der elften Klasse achtzig Ostmark verdiente, bis der Schwindel aufflog. Uebrigens war ich beim Wurstblattaustragen
praktisch die Gewissenhaftigkeit selbst, da gab es ganz andere coole Knochen, sage ich Ihnen.
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