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Sternstunden der Erziehungskunst
2005-05-22 @ 11:56 p.m.

Karla erzaehlt, in der Schule haetten alle ueber ihr Wochenende erzaehlen muessen, und sie haette erzaehlt, dass sie auf dem Gamrigfelsen herumgeklettert sei.
Was hast du denn darueber erzaehlt, fragt Benjamin.
Naja, dass wir da waren und ich da geklettert bin.
Das haettest du ganz anders erzaehlen muessen, zickt Meta, das war ueberhaupt nicht gut erzaehlt.
Na, wie wuerdest du es denn erzaehlen, fragt Benjamin. Los, wir tun so als ob hier die Schule sei und ich Frau Weisse und du erzaehlst mir, wie du auf dem Gamrigfelsen warst.
Nein, das tu ich nicht.
Ach komm doch, sag doch mal, was du erzaehlen wuerdest.
Nein, das tu ich nicht, du Bloeder, schreit sie zornentbrannt.
Also Meta, sage ich, was soll denn das jetzt. Das ist doch keine schlechte Idee, ich sehe ueberhaupt nicht, warum du dich so aufregst (oder doch?). Kuck mal, es gibt genau zwei Moeglichkeiten, die eine waere du weisst wirklich irgendwas interessantes zu erzaehlen darueber, wie du auf dem Gamrigfelsen geklettert bist, und dann waere es doch kein Problem oder sogar lustig, so zu tun als ob hier die Schule waere und du muesstest von deinem Wochenende erzaehlen, das ist doch dann kein Grund zum Heulen, die andere aber waere dass du ueberhaupt keine Idee und auch nichts besseres zu berichten hast als Karla und nur zicken wolltest und Karla aergern und irgendwas Gemeines sagen, und in dem Fall waere das nur bloed und uninteressant, und dann brauchst du auch nicht zu heulen und Papa anzuschreien.
Ich nehm das zweite, sagt Meta, schnellentschlossen.
Welches? sagt Karla, die Schlafmuetze.

Also, der Eindruck, der hier heruebertranspirieren soll (fuer die woertliche Rede kann ich mich natuerlich leider nicht vollstaendig verbuergen) ist der dieser langen Predigten, die ich den Kindern gern halte, mit Aufzaehlungen, einerseits und andererseits, gehaeuften Konjunktiven, gewundenen Erwaegungen, die manchmal zu allem Ueberfluss sogar mit: 'Ich weiss ja auch nicht, ob ich mich jetzt verstaendlich machen konnte' abschliessen, und nach denen die Kinder guenstigstenfalls irgendwas Lustiges sagen, so dass wir uns alle totlachen, also man sollte meinen, ich haette das alles aus 'Auch Ihr Kind kann neurotisch werden: Zehn einfache Verhaltensregeln'.

Es ist auch hart, mein Gott, es ist hart. Ich weiss schon, dass einfache Grundsaetze gefragt sind, die gnadenlos stereotyp, aber freundlich durchgesetzt werden: We share. We must be unselfish. We do not interrupt. We use our inside feet. We say please and pass along the salt.
Aber ganz abgesehen davon, dass ich auch ueberhaupt nicht die Person bin, die diese Knallerlines glaubwuerdig rueberbringen kann, ich komme mir vor wie ein Idiot, wenn ich sowas sage, auch wenn ich mich nach einfachen Grundsaetzen kaputtsehne, aber ich habe keine scheiss einfachen Grundsaetze und kann das auch nicht faken, also abgesehen davon, was nuetzen denn bitte einfache Grundsaetze in diesem Fall, was nuetzen denn die bitte in fast jedem anderen Fall, in den wir uns hineinmanoevrieren? Man koennte natuerlich immer nur auf die Aeusserlichkeiten fokussieren, dass man also nicht schreit und seine Eltern ehrt zum Beispiel, so wuerde das glaube ich ein richtig straighter, von weder Einfuehlung noch Zweifeln angekraenkelter Erzieher in diesem Fall machen. Aber was hier los ist, sind doch eigentlich ganz andere Sachen, naemlich erstens, dass Meta ein Problem hat, weil sie sich zurueckgesetzt fuehlt, kleine Schwester, notorischer Zweiter (entgegen meinen frueheren optimistischen Eindruecken hat sie neuerdings ein hammerhartes Problem damit) und zweitens, dass sie redet wie eine kleine durchgeknallte Kommunikationssimulation. Und zu denken, dass man selber nun derjenige ist, der den nahezu hauptsaechlichen Teil des Inputs fuer das kleine Netzwerk liefert, das hinter diesem Apfelgesichtchen da drin am Lernen und Verschalten ist, oh weh oh weh.

Oh weh oh weh oh weh. Andere Menschen sind irgendwie fitter. Von Wibke habe ich begeistert den einfachen Ausdruck fuer nachts um zehn uebernommen: Hier ist jetzt Kinderfeierabend. Das haette ich niemals so praegnant sagen koennen, grundsaetzlich, absolut glaubhaft und doch ungebrochen freundlich. Wie gesagt, fitter.

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Koennte ich natuerlich auch selber tun, aber gerade eben habe ich diesen irrsinnigen Armkrampf...

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