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Wolfsstunde am Albertplatz
2005-10-14 @ 10:35 p.m.

Nachts steigen am Albertplatz ja immer massenhaft Vergnuegungssuechtige ein, aus und um, da ist es fidel und man denkt, es gaebe keine Sorgen auf der Welt. Aber wenn es dunkel wird im Herbst, in dieser Stunde, wo man ein hohles Nagen im Bauch hat, das einem sagen will, dass es eigentlich dringend Zeit ist, vom Kindergarten abgeholt zu werden, beziehungsweise nach Hause zu eilen und eine waermende Suppe zu essen, in dieser Stunde ist dort alles voll Wahnsinniger, und sie ballen sich alle, alle um mich und Meta, die wir dort manchmal auf Karla warten.

Gestern hat ein Herr im Anzug Meta am Zopf gezogen und erklaert, ich jetzt, ob ich ihre Mama sei, Ja, Aha, also ihre Mama, die haette so schoene kurze Zoepfe (ich hatte, um einen guten Eindruck auf die Menschen zu machen, mein Haar zu zwei kleinen hoernerartigen Knaeulen hinter den Ohren zusammengedreht), ob wir nicht Metas Zoepfe auch kurzschneiden wollten. Nein, das waere wohl keine so gute Idee, sagte ich, hoeflich und freundlich wie immer. Nun aber, sagte er, er haette hier ein seiner Aktentasche ein richtig grosses Messer, damit koennten sie gleich abgeschnitten werden. Erm. Ja. Das ist wirklich anheimelnd. Wobei dieser Mann vermutlich selber noch nicht wusste, dass er wahnsinnig war, er war vielmehr der Meinung, er mache einen leutseligen und kindgemaessen Scherz.

Einmal war auch nur eine nette, merkwuerdige Frau da und hat mir von ihren Wellensittichen erzaehlt.

Aber einmal hat mich jemand gefragt, ob ich wuesste, wo man eine Waffe bekommen koennte.

Wo kann man hier eine Waffe bekommen?

Keine Ahnung, weiss nicht. Wobei ich ihnen ganz allgemein auch nicht empfehlen wuerde, sich eine anzuschaffen. Wozu wollen Sie die denn ueberhaupt haben?

Koennen Sie mal das Kind wegschicken?

Natuerlich kann ich das Kind nicht wegschicken, das koennen Sie sich doch denken.

Na gut. Dann rede ich.

Woraufhin er mir mitteilte, er wollte sich umbringen, weil ihn eine Krankheit plagt oder dergleichen.
Ich sage zu ihm, dass man ja frueher oder spaeter ohnehin stuerbe, und es doch eigentlich kein unfairer deal sei, davor noch ein bisschen herumzuleben, und dass man ja zum Beispiel auch von hohen Haeusern herunterspringen koenne oder sich vor Zuege werfen, und dass man den Umstand, dass man das nicht wolle, ja eigentlich als eine Art positiver Nachricht auffassen koenne in dem Sinne, dass es dann mit dem Sterbenwollen vielleicht doch noch nicht ganz so ernst und dringend sei. Und er sagt, er haette schon so oft oben gestanden, aber es nicht uebers Herz gebracht, und ich, Na sehen Sie. Aber er wollte sich damit nicht zufrieden geben, und so habe ich ihm Selbstmordforen im Internet empfohlen, wo man sicher nuetzliche Tips und Tricks bekommen und Gleichgesinnte kennenlernen koenne. Aber er sagte, er hat kein Internet. Ich sage, na, Internetcafes. Gibts hier ueberall. Zahlen Sie zwei Euro, googeln Sie stundenlang Selbstmord. Was fuer meine Begriffe ein super Tip fuer einen dynamischen Sterbewilligen ist. Aber er nur so davongeschlurft, Keiner versteht mich. Und Meta: Wollte der wirklich sterben? Ach Quatsch, Meta, der war nur betrunken.

Mein Gott. Wolfsstunde am Albertplatz. Nur schnell nach Hause. Wobei ich ja trotzdem sagen muss, dass ich lieber in einer Traube von Wahnsinnigen stehe, als auch nur einen einzigen Menschen zu sehen, der entdeckt hat, dass er sich gerade an einem Hotspot befindet und deshalb sofort wie ein Bescheuerter sein Laptop aufklappt und anfaengt, seine Email zu checken. Das ist ueberhaupt meine Definition eines qualvollen Anblicks.

Aber das verstehe ich wirklich nicht. Wenn der Mensch nun so haltbar und langlebig waere wie ein John Deere Traktor, dann wuerde ich mir vielleicht auch Gedanken machen, von welcher Klippe ich mich jetzt herunterschleudere, um dem Vergnuegen irgendwann mal ein Ende zu machen. Aber so, wie es ist, ist es doch ein vollkommenes Nicht-Problem. Das Problem ist eher, dass bald schon wieder die verdammte Winterzeit anfaengt, dann kommt die Wolfsstunde noch frueher, und ausserdem ist man bei weitem nicht genuegend gewandert, man wandert ueberhaupt niemals genug. Ausserdem hat es mir eine Plombe rausgezogen und die Zahnaerztin hat mir tausend von diesen Watterollen und alle moeglichen Geraete unsanft in den Mund gerammt the end.



Uebrigens bin ich jetzt dackelretten.org.

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Koennte ich natuerlich auch selber tun, aber gerade eben habe ich diesen irrsinnigen Armkrampf...

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