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The Tortilla Curtain
2006-04-20 @ 9:52 p.m.

Die Deppen vom Englischleistungskurs beschweren sich bei Amazon, es sei zwar schon schon ein wichtiges Thema, aber ganz fuerchterlich umgesetzt, absolut nichts geschaehe in diesem Buch, und sie faenden es im uebrigen ekelhaft, ueber die Schmerzen einer schwangeren Frau beim Urinieren zu lesen (diese Frau hatte uebrigens nicht aufgrund ihrer Schwangerschaft Schmerzen beim Urinieren, Deppen, sondern weil sie mit einer Geschlechtskrankheit infiziert war). Ich weiss nicht, was die Deppen vom Englischleistungskurs sich vorstellen, was in einem Buch ueber illegale mexikanische Einwanderer in Kalifornien passieren soll, mehr Autoverfolgungsjagden vielleicht, oder es koennte ein boeswilliger Magier vorkommen, der darauf sinnt, die ganze Welt zu zerstoeren, und ich weiss auch nicht, warum sie den Deppen vom Englischleistungskurs nicht endlich Terry Pratchett zu lesen geben, damit die liebe Seele Ruhe hat, und ich meine wirklich, das Entdecken von Literatur sollte absolut Privatsache sein; wenn man aber davon absieht, muss man sagen, dass T.C.Boyle totally had it coming to him, bzw. was definitely asking for it, und man koennte seine schuldbewusste Verehrung des Volkstuemlichen eventuell soweit treiben zu mutmassen, die Deppen vom Englischleistungskurs haetten vielleicht mit ihrem unverbildeten Instinkt erspuert, dass dieses Buch fast auf seiner ganzen Laenge tatsaechlich in schamloser Weise genau darum buhlt, im Englischleistungskurs durchgenommen zu werden, und das gefaellt weder den Deppen vom Englischleistungskurs noch mir so richtig. Es hat all diese ineinander verschachtelten Mauern, auf denen immerfort herumgeritten wird, zuerst die Grenze selbst, weiterhin lebt der reiche Protagonist in dieser Reichensiedlung und baut um seinen eigenen Garten einen ewig hohen Drahtzaun, damit keine wilden Coyoten hereinkommen und die Schosshunde seiner Frau auffressen, was aber trotzdem passiert, und schliesslich beschliesst der Rat der Reichen, um die ganze Reichensiedlung eine Mauer zu bauen, damit das crime draussen bleiben muss, und... und... und ausserdem haben alle natuerlich Mauern um ihre Herzen drum, kurzum, der feuchte Traum des prototypischen Literaturlehrers. Die Schueler auf all diese Mauern aufmerksam machen, ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede interpretieren lassen, und sie dann vielleicht noch den Gemeinsamkeiten und Unterschieden von Mexikanern und wilden Coyoten (arm, Ueberlebenskuenstler, nichts zu verlieren, leben im Einklang mit der Natur), reichen Amerikanern und Schosshuendchen (reich, verzaertelt, viel Ballast, zerstoeren die Erde) und den Gemeinsamkeiten und Unterschieden in der Furcht der letzteren vor den ersteren in einem wortreichen Aufsatz nachlauschen lassen. Uhuhu.

Die Bemuehungen, die er, der Boyle, unternimmt, seine Figuren mit Leben zu erfuellen, sind ausserdem nicht immer so richtig von Erfolg gekroent. Wenn ich etwa lese, die Frau, deren Schosshund gerade von einem Coyoten aufgefressen wurde, traeume in der Nacht, sie sei von einem Rudel Coyoten umzingelt, aus deren aufgerissenen Faengen ihr heisser Raubtieratem entgegenschlaegt, dann sage ich, mein Gott, was ist das denn schon wieder fuer ein Abziehbild, ist es nicht tausendmal wahrscheinlicher, dass sie in einer solchen Nacht traeumt, ihr boyfriend aus dem college haette gesagt, die Badehose, die sie ihm zum Geburtstag geschenkt hatte, sei zu warm, was in ihr Gefuehle unglaublicher Bedrueckung ausloest, oder dergleichen, oder bin ich etwa die einzige, deren Sorgen und Noete nicht Eins zu Eins in ihr Traumleben hinueberkippen? Und dieser reiche Protagonist, der gibt sich zunaechst als liberaler und vernuenftiger Freund aller Menschen, aber unter dem Druck seiner rassistischen Nachbarn, und weil die Schosshunde aufgefressen wurden und der Wald gebrannt hat, und weil tief drinnen eben doch jeder des anderen Wolf ist, verwandelt er sich am Schluss ploetzlich in einen unter Hochdruck stehenden Lunatiker, kauft sich eine Pistole und geht auf Mexikanerjagd, und das glaube ich irgendwie auch nicht so richtig. In dem anderen Buch von T.C. Boyle, das ich gelesen habe (The road to Wellville), ergreift am Ende des Buches uebrigens auch ein Mann nach langer und qualvoller Passivitaet endlich auf dramatische Weise die Initiative, jener allerdings, indem er seine ihm entgleitende Frau beherzt und ohne Ruecksicht auf Verluste den gierigen Klauen irrer und sexbesessener Gesundheitsfanatiker entreisst.
Man koennte aus diesen beiden Faellen die Theorie ableiten, Herrn Boyle stuende zur klimaktischen Abrundung und Verschnuerung seiner engagierten Buecher nur die Moeglichkeit zur Verfuegung, seine Protagonisten auf diese Weise explodieren zu lassen, und das koennte man dann erforschen. Aber ich werde mich vielleicht in naechster Zeit mehr mit meinem Sudoku-Raetselblock befassen.

Nja, also das sind alles sehr ordentlich gemachte, anstaendig und ordentlich gemachte Infotainment-Hausaufgaben, aber keine Buecher, die unbedingt geschrieben werden wollten. Immerhin erfaehrt man etwas ueber den Erfinder der Fruehstuecksflocken (aber hallo!) und ueber das Leben armer Mexikaner, ueber das ich uebrigens beim Lesen in der Tat an einigen Stellen ernsthaft gekehrt habe. Was die Fruehstuecksflocken angeht, koennte man sich vielleicht auch den Film ansehen. Der ist mit Jacob Reynolds, diesem fabelhaften kleinen Jungen aus Gummo, dessen Fan ich fuer immer bin.

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Koennte ich natuerlich auch selber tun, aber gerade eben habe ich diesen irrsinnigen Armkrampf...

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