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Am Sonnabend waren wir beim Dresdner Fernsehturm, er befindet sich in einem abgelegenen laendlichen Ortsteil names Wachwitz, gleich neben Pappritz, in der Naehe von Loschwitz, Niederpoyritz, Pillnitz und Kleinzschachwitz. In frueheren Zeiten konnte man dort hinauffahren und sich in einem Cafe mit Rauchglasscheiben am Leckerbissen 'Intervision' fuer zwei Personen laben, wie ich dem Photoband 'Dresden in den sechziger Jahren. Dresdner oeffnen ihre Photoalben' entnehme, der der Errichtung des Fernsehturms ein ganzes Kapitel photographischer Dokumente widmet. Mit etwas derartigem hatten wir auch gerechnet (von meiner Seite aus nicht besonders freudvoll, da ich an moderater Hoehenangst leide), aber es stellte sich heraus, dass der Fernsehturm vollkommen einsam und verrammelt auf einer freundlichen gruenen Weide steht. Zu ihm fuehrt ein von heckenrosenueberwucherten zerbrochenen Laternen gesaeumter Trampelpfad. Das Werk von 15 Jahren - seit 1991 ist der Turm nicht mehr oeffentlich zugaenglich.
Es ist so super! Und ick ohne mein Farbfilm!

Der Geschmack einer Waldhimbeere, auf der eine Wanze gesessen hat.

So dermassen mein neues Hobby sind uebrigens Musikschulenschuelervorspiele.
Sonnabend vormittag waren wir bei einem der Schueler von Metas zukuenftiger Klavierlehrerin. Im September wird sie die Reihen braver, talentloser bis maessig begabter kleiner Maedchen und Knaben vergroessern, die von ihren ambitionierten Eltern einmal woechentlich zum Konservatorium getrieben werden, weil eine musikalische Ausbildung ja schliesslich dazugehoert, wenn die Zivilisation in den letzten Zuegen liegt.
Das Vorspiel war supertoll, und goddammit wenn ich nicht einige Male vor Ruehrung praktisch geborsten bin. Es ging los mit den kleinen Kindern, die ohne erkennbare Bewegtheit (was ich uebrigens tausendmal mehr gutheisse als die zur Freude der Erwachsenen zur Schau getragene Kinder-Kessheit a la Die kleine Cornelia) inert und verstaendnislos ihre kleinen Stuecke herunterklimperten. Ich werde uebrigens eine Zweitkarriere als Komponist von Kinderstuecken fuer moderne Klavierschulen anstreben, sie werden heissen: Alarm am Flaschenruecknahmeautomaten, Zwei Euro fuenfundneunzig, Klapperschlange, Pausenmilch, Wechsel die Gluehbirne! undsoweiter. Dann kamen das muerrisch-verstockte, bleiche, duerre bebrillte Maedchen, der merkwuerdig aussehende Halbwuechsige hinter einem Vorhang offensichtlich zum Zweck des Verbergens angebrachter aschblond gelockter, ein wenig fettiger Haare, und yeah, da war das musikalische Erwachen, mit Bach. Ich denke ja immer, dass ich wahrlich Glueck habe, dass meine Kinder Maedchen sind und keine ollen Jungen, aber ich koennte natuerlich auch diesen herzigen Dreizehnjaehrigen haben, der seine Gefuehle verbirgt und awkward ist und einen nie direkt ansieht und sich in seinem verschlossenen Zimmer aufhaelt, in dem es nach Zinkschuettelmixtur riecht, und ich koennte draussen vor der Tuer stehen und voll Liebe die Haende ringen, und dann koennte er aber Bach spielen. Das waere schon auch nicht so schlecht.
Dann kamen die gutmuetigen bis brillianten jungen Herren, bei denen Manfred Schmitz das grosse Ding war, und eine Dame, die Benjamin in seiner Mechanikuebung hat, die sich durch ein zehnseitiges Schubert-Impromptu schwaermte. Zum Abschluss spielten diese drei die Tritschtratschpolka von Strauss in einer Bearbeitung fuer Klavier zu sechs Haenden und Triangel. Man koennte natuerlich argumentieren, dass das ungefaehr gleichbedeutend damit sei, die armen jungen Menschen in altmodischen gestreiften Badeanzuegen zur Prostitution feilzubieten. Aber ich fand es natuerlich nett, denn ich bin so eine Tante.

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