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Bitter litter - nicht fair, aber unprofessionell!
Oh, welch neue Arten von Bitternissen dieser Job mit sich bringt. Zum Beispiel: Leute, wenn euer Blumenbudget irgendwie 2 Euro 30 ist, dann pflueckt mir halt einen Strauss Goldrute und kauft dazu ein Ueberraschungsei. Eine Sonnenblume und zwei struppige orangene Chrysanthemenstiele finde ich vielleicht ruehrend, wenn mir die meine Tochter von ihrem Taschengeld kauft, aber die hat eigentlich auch mehr Geschmack und Grossmut als das. Und eure Suesskind-Paperbacks koennt ihr eigentlich auch behalten. Ueberhaupt vielleicht lieber keine Buecher. Mein Gott, ich habe sogar Metas Kindergaertnerin, an der ich nun wirklich keinen besonderen Narren gefressen hatte, am Ende ein herrliches Floristenbukett ueberreicht, weil sich das einfach so gehoert. Solche will ich auch haben, das kann doch nicht zuviel verlangt sein! Oder wenn ich daran denke, wie meine Eltern, zwei liebe oldschool-Menschen, mein Vater mit einer irrationalen Unsicherheit gegenueber den 'Werktaetigen' geschlagen, jedem Kohlenmann, jedem Handwerker, jeder Klavierlehrerin gnadenlos nach allen Regeln der Kunst gedankt haben, und ich habe hier teils mit Leuten zu tun, die es nicht schaffen, sich nach einem Jahr zum Abschied mal ein 'Vielen Dank fuer alles' abzuringen. Mein Gott. Das koennte man nur unverbittert aushalten, wenn man die Leute nach Strich und Faden schroepfte. Aber wenn sie viel zahlen muessten, waere ich in ihren Augen sicher auch gleich eine ganz feine und spezielle Einrichtung, die sie sich extra fuer ihre Kinder anspruchsvoll leisten. Ich hatte einer der Muetter beim Vorstellungsgespraech erzaehlt, wie meine ersten zwei Tageskinder einmal frueher vom Mittagsschlaf aufgewacht waren und leise im mittagsschlafdunklen Zimmer den geheimen Hotelzuckerpaeckchenvorrat meiner Toechter gefunden, den Tisch mit Puppengeschirr gedeckt und eine wunderbare Zuckerparty veranstaltet hatten, bei der ich sie dann leider ueberraschte. Ich weiss nicht, was ich damals damit illustrieren wollte, aber ich finde nach wie vor, dass das eine ganz suesse kleine Begebenheit war. Nun, etwa ein Jahr spaeter, hat diese Mutter zu mir bemerkt, man wuerde ja mit so ueberhoehten Anspruechen an die Tagesbetreuung herantreten, aber bald von seinem hohen Ross herabsteigen und seine Ansprueche reduzieren. Nachdem das halbwegs, aber immer noch nicht vollbluehend, sonst haette ich zweifellos garnichts mehr hervorgebracht, bei mir eingesunken war, fragte ich nach, welche ihrer hohen Ansprueche sie denn so herabzuschrauben gezwungen gewesen sei. Sie meinte, ich haette beim Vorstellungsgespraech gesagt, bei mir bekaemen die aelteren Kinder Zucker zu lutschen. Bei mir gibt es uebrigens fast nie Suessigkeiten. Waehrend diese Mutter ihr Kind sofort beim Abholen mit Gummibaeren regaliert. Aber das sind natuerlich Biogummibaeren, mit Bluetenstaub gesuesst, denn sie ist ja so anspruchsvoll. Das ist bei den Eltern verbreitet, viele bringen auch gleich Paeckchen mit Broetchen und Schokocroissants mit, als ob die Kinder nicht gerade gevespert haetten. Das muss eine Art archaischer psychischer Notwendigkeit sein. Ueberhaupt, all diese Kinder, die in Kinderwagen einhergeschoben werden und dabei vertraeumt auf ihren vollgesabberten Broetchen herumkauen. Das ist eine meiner pet-Furchtbarkeiten. Und trotzdem sind diese Kinder alle total spillrig, waehrend sich Karla gerade erst jetzt mit inspirierender Willensstaerke ihre letzten Extragramms heruntergejagt hat. Die irdische Welt ist nicht fair, sondern ein Jammertal.
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