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Return of ill-fitted Daycare Person
2009-07-02 @ 11:10 p.m.

Betreff: Herdgitter



Ich wurde bei einer Wohnungsbegehung von Frau Schnuckinchen darauf aufmerksam gemacht, dass neuere Bestimmungen die Sicherung der Kochstellen in einer Tagespflege durch Herdgitter empfehlen bzw. verlangen.

Ich moechte im Folgenden erlaeutern, inwiefern ich meine, das ein Herdgitter nicht in mein paedagogisches Konzept passt.

In meiner Tagespflegestelle lege ich grossen Wert darauf, dass die Kinder die taeglich im Haushalt anfallenden Arbeiten miterleben. So wird bei uns auch taeglich gekocht, dabei schauen kleine Kinder von meinem Arm aus in die Toepfe, groessere duerfen auf dem Triptrapstuhl stehend umruehren oder anderweitig helfen. Diese Aktivitaeten, bei denen ein Herdgitter sehr hinderlich waere, moechte ich auf keinen Fall aus unserem Tagesablauf streichen. Sie bieten auf selbstverstaendliche Weise Erfahrungen, die viele Bildungsbereiche einschliessen.
Nicht zuletzt gehoeren zu diesem Lerngeschehen auch 1) das Wissen um Gefahren und 2) der Ausbau der Faehigkeit, zu einem kindgemaessen Teil fuer seine eigene Sicherheit Verantwortung zu uebernehmen.




1) Das Wissen um Gefahren

Kinder lernen nicht, indem sie unsere Reden anhoeren, sondern indem sie konkrete Sinneserfahrungen machen. Leider gibt es in Haushalt, Stadt und Natur gefaehrliche Situationen, mit denen man einfach keine Erfahrungen machen kann. Im Fall von z.B. elektrischem Strom, Giftpflanzen oder Strassenverkehr muessen sich die Kinder weitestgehend auf muendliche Warnungen verlassen.
Um so dankbarer muss man fuer Gefahren sein, mit denen sich niedrigdosierte Erfahrungen machen lassen. Das trifft fuer Hitze zu. Anstatt sie aus dem Umfeld der Kinder zu verbannen, sollte man vielmehr die Gelegenheit nicht versaeumen, ihnen zu zeigen, wie sie sich anfuehlt.
Man sollte sie z.B. kurz an einen heissen Topf fassen lassen und diese Empfindung ganz deutlich mit der Warnung 'heiss' in Verbindung bringen. Zunaechst einfach um der Sache selbst willen, weil es natuerlich auch interessant und wissenswert ist, wie unser Koerper auf hoehere Temperaturen reagiert, und dass man dieses Phaenomen als 'heiss' bezeichnet. Ausserdem aber unbedingt auch als eine Demonstration dessen, dass Erwachsene nicht aus irgendwelchen unverstaendlichen und willkuerlichen Motiven vor Gefahren warnen, sondern aus dem leicht fasslichen Grund, dass dem Kind sonst Schmerz und koerperlicher Schaden entstehen kann.
Anderenfalls kann es passieren, dass gefahrenbezogene Verbote von Kindern als eine Art Schauplatz von Machtkaempfen mit den Autoritaeten missverstanden werden. Ich vermute, dass aus so einer Problematik heraus sogar mehr Unfaelle passieren als durch Ungeschicklichkeit oder unglueckliche Umstaende. Wenn dagegen das Kind einige Male wirklich sinnlich erfahren konnte, wovor unsere Warnungen und Verbote es bewahren wollen, wird es uns auch im Fall von Gefahren, deren Wirkung es nicht kennt, Glauben schenken.

Wenn ein Kind in meine Tagespflege kommt, ueberzeuge ich mich, ob es bereits von zu Hause die Gefahren, die ein Herd birgt, kennt. Wenn nicht, nehme ich beim Kochen zwanglos die Gelegenheit wahr, es damit vertraut zu machen.

Herde sind gluecklicherweise so dimensioniert, dass Kinder, die wirklich zu klein sind, eine solche Erfahrung zu verstehen bzw. sich mit Sicherheit an sie zu erinnern, ohnehin nicht heraufreichen. Kinder, die dafuer gross genug sind, sind auch zu diesem Lernprozess in der Lage.




2) Die Faehigkeit, zu einem kindgemaessen Teil fuer seine eigene Sicherheit Verantwortung zu uebernehmen.

Ein Kind waechst an der Wahrnehmung, dass man ihm etwas zutraut. Das ist auch wieder keine Sache von muendlichen Versicherungen, sondern wird nur konkret erfahren. Wenn ein Kind die Erfahrung macht, dass man es von allen Gefahren fernhaelt und ihm an keiner Stelle gestattet, fuer seine eigene Sicherheit zu sorgen, sondern es mit nutzlosen Warnungen ('Pass auf, du faellst hin!') sogar noch in Situationen verfolgt, in denen keine wirkliche Gefahr droht, wird dieses Misstrauen schnell zu einer selbsterfuellenden Prophezeihung. Das Kind erlebt, dass man davon ausgeht, es werde nicht in der Lage sein, sich selbst zu schuetzen, und dass man immer da sein wird, um diese Aufgabe fuer es zu uebernehmen. Entsprechend verhaelt es sich, es ist fahrlaessig und verlaesst sich darauf, dass schon jemand hinter ihm herlaeuft und aufpasst. Gefahren ist es dann ohne Selbstschutzmechanismen ausgeliefert, es ist tief verunsichert, was seine eigene Kompetenz angeht. Aber nicht immer kann, beim allerbesten Willen, ein Erwachsener zur Stelle sein!

In diesem Zusammenhang sagt das fehlende Herdgitter in meiner Kueche Folgendes: Kinder, hier ist dieser Herd, der unter Umstaenden heiss sein kann. Ihr wisst, was das bedeutet. Ich gehe jetzt davon aus, dass ihr euch in eurem eigenen Interesse so verhaltet, dass ihr nicht zu Schaden kommt. Das funktioniert in meiner Erfahrung mit meinen eigenen und den Tageskindern hervorragend.
Auch wenn ich stets in der Kueche bin, wenn der Herd an ist und so natuerlich im aeussersten Fall Unfaelle verhueten kann (wenn ich in einem anderen Raum etwas zu erledigen habe, kann ich die Kuechentuer schliessen), teile ich den Kindern mit meinem entspannten Verhalten mit, dass ich ihnen vertraue, das Richtige zu tun. Diese Art von Vertrauen und positiver Erwartungshaltung zu erleben ist fuer die kindliche Entwicklung ungeheuer wichtig (zur Wirkung unserer Erwartungen auf das kindliche Verhalten siehe z.B. Jean Liedloff oder Jesper Juul).



Bisher hat das fehlende Herdgitter fuer die Eltern meiner Tageskinder nie ein Problem dargestellt. In Zukunft werde ich sie im obigen Sinne speziell informieren. Da wir uns aber bei der Vergabe der Tagespflegeplaetze bereits im ausfuehrlichen Gespraech kennenlernen, gehe ich davon aus, dass wir in diesen Fragen einmuetig sein werden.

Mit freundlichem Gruss, icke



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Das musste ich mir abringen. Erfahrungen, die viele Bildungsbereiche einschliessen! Der Saechsische Bildungsplan spricht naemlich von sechs, oder so, Bildungsbereichen, und man tut gut daran, sich informiert zu zeigen.
Die Zitationen habe ich eingefuegt, weil es ihnen sonst wieder nicht wissenschaftlich genug ist. Die denken dann, ich denke mir diesen Scheiss komplett alleine aus und niemand anders findet so etwas. Liedloff werden sie nicht kennen, aber dieser Jesper Juul ist gerade modern, von dem haben sie vielleicht schon mal was laeuten hoeren, dass der irgendwie ganz toll ist.

Das beste waere aber natuerlich wie immer gewesen, ein paar Hirnforscher aus dem Hut zu schuetteln, die irgendwie erforscht haben, dass Herdgitter nicht gut fuer Spiegelneutronen sind.

In diesem Zusammenhang ist auch noch interessant, dass ich mich kuerzlich wegen irgendwelcher neuer Bestimmungen als Lebensmittelunternehmer anmelden musste.

Fuer die Erinnerung: Manfi sitzt, seit er vielleicht knapp acht Monate alt ist. Er faellt auch kaum noch um, wenn er steht, sondern kann sich zum Beispiel sehr schoen auf seinen Popo plumpsen lassen. Das Foto belegt gleichzeitig, dass er sich jetzt durchaus Essen selbst in den Mund stecken kann - hier eine Einlegegurke. Auch mahlzeitet er jetzt in einem Hochstuhl. Ausserdem zeigt er seit kuerzerem eine ganz besonders innige Hinwendung zu seinem lieben Papa. Maenner muessen zusammenhalten.

Wir haben es so super, ich haushalte und tue alles moegliche, und er wirtschaftet rum. Wie bei den Indianern. Bloss minus die anderen Indianer halt.

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Ruhmsuechtig!
Klickt dieses Banner und katapultiert mich an die Spitze dieser elitaeren Diary-Top-Ten!!
Koennte ich natuerlich auch selber tun, aber gerade eben habe ich diesen irrsinnigen Armkrampf...

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