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Karla ist jetzt in der Schule, oder in dem, was sie hier Kindergarten nennen, also Vorschule. Jeden Tag treiben sie drei Stunden irgendwas, direkt schlimm, dass ich nicht richtig weiss, was, aber sie scheint es zu moegen. Und es sind natuerlich Massen von kleinen schwarzen und Chinesenkindern dort in der Schule, das ist auch nett.

Jeden Morgen singen sie die kanadische Nationalhymne. Karla wollte das erst nicht zugeben, dass sie das wirklich machen, denn ich hatte mich im Vorfeld schon hoehnisch darueber geaeussert, und sie fuehlt scheinbar bereits eine Loyalitaet zu ihrer Schule, die sie meinem Spott nicht aussetzen will. Ja. Die haben hier keine Scheu, fuenfjaehrige jeden Morgen die Nationalhymne singen zu lassen. Ist allerdings noch gar kein Vergleich zu den USA, wo sie offenbar taeglich den Pledge of Allegiance schwoeren, mit Hand aufs Herz. Und diese Nationalhymne ist auch noch soo schwurbelig:

O Canada, my home and native land,
True patriots love in all thy sons command.
With glowing hearts, we see thee rise,
The true north, strong and free,
From far and wide, o Canada,
We stand on guard for thee.
Undsoweiter.

So ein Mist! Thee! Und hier ist ueberhaupt kein bisschen true north. So ein Scheiss. Und von Toechtern ist natuerlich sowieso nicht die Rede.

Naja, aber Karla hat natuerlich andere Sorgen. Ihre Hausschuhe scheinen nicht so auszusehen wie die von den anderen. Und sie nehmen immer einen Snack mit, und die ganzen Snacks werden dann auf einem Tisch aufgebaut. Und als wir am Sonnabend einkaufen waren, schien sie irgendein Problem wegen ihrer Snacks zu haben, sie wollte irgendwas, erst dachten wir, sie findet, dass die Snacks nicht glorios und beeindruckend genug sind, und wir sind so ein bisschen rumgegangen in dem Supermarkt, und ich habe sie gefragt, ob sie vielleicht kleine Minitueten mit Chips mithaben will, oder ob ich ihr mal ein schoenes wrap mit Huehnerwurst, oder Frischkaese und Gurken machen soll. Aber dann stellte sich heraus, dass die Kinder manchmal fragen, was sie zum Snack hat, und sie fuehlte sich in den letzten Tagen nicht in der Lage, das auszudruecken, also rein sprachlich, sozusagen, und sie wollte etwas mithaben, was leicht zu sagen ist. Am liebsten cookies. Haha. Dabei hatte sie einmal Blaubeeren mit, und einmal rohes Gemuese mit Dip, das ist ja nun nicht so schwer. Vielleicht ging es ja doch eher um den Suesskram, und sie hat es nur auf listige Weise an mich herangetragen?! Luder?!
Naja, heute hat sie jedenfalls cookies und eine kleine, umweltfeindliche Plasteflasche mit Schokomilch, das ist beeindruckend UND leicht zu sagen.

Am Sonntag hat sie dann mit Meta gespielt, dass Meta ihre Mutter ist, und sie in die Schule bringt und dort abgibt. Metas dachte aber die ganze Zeit irgendwie, dass sie doch das �It�s raining�-Spiel spielen, bei dem einer schreit �It�s raining�, und dann muessen sich alle irgendwelche Tuecher ueberwerfen, oder irgendwo reinkriechen. Jedenfalls hatte Karla ihren Schulrucksack, und ihre Lunchbox, und hatte sich Paprika und Dip da reingetan, und wollte jetzt von Meta zur Schule gebracht werden. Die Schule war unter dem Schreibtisch. Und Meta war voellig nackt. Und dann hat sie immer gesagt: �Go home, mom!�, weil Meta nicht gerafft hat, dass sie als Mutter jetzt weggehen muss. Schliesslich hat Meta doch gerufen �It�s raining�, und ist weggestuerzt. Dann sass Karla unter dem Tisch mit ihrer Lunchbox und hat gesagt �Everybody snack time!!!� (die Lehrerin) und dann �I have dip� (Karla, auf imaginierte Anfrage).
Hihi. Alte Karla. Alte Meta. Alte Kinder.

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