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Good bye Lenin
2003-04-14 @ 1:32 p.m.

Erst wollte ich reingehen und irgendwas grimmiges darueber sagen, dass die Westler jetzt alle �Good bye Lenin� gutfinden, dann fand ich ihn selbst gut.

Im Nachhinein doch kein besonderer Film. Voellig artifizielle Geschichte (natuerlich), aber hat auch auf irgendeiner meinetwegen symbolischen Ebene nicht viel mit den Erfahrungen zu tun, die irgendein Ostdeutscher vielleicht in dieser Zeit haette machen koennen. Also erstma das rein Faktische. Vor der Wiedervereinigung war es fuer einen aus Wuppertal furchtbar schwierig, nach Ostdeutschland zu ziehen, und wenn dann waere er mit seinem Flokati-Kram sicher in keinen Plattenbau eingezogen. Es war auch nach der Waehrungsunion keineswegs unmoeglich, sein Ostgeld umzutauschen, man musste bloss zu irgendsoeiner speziellen Bank gehen. Diese alberne Szene, wo dieser Bursche sein Geld von dem Hochhausdach da schmeisst, hat mir sowieso nichts gegeben. Geldrunterschmeissszenen! Das war eigentlich die schlimmste Szene ueberhaupt. Und dieser Geburtstag, ich meine, war ja richtig lustig mit dem �Glueck auf� und so, aber MEIN GOTT, so hat doch kein Mensch Geburtstag gefeiert in den Achtzigern. Naja, andererseits sollte ich mich vielleicht mit den Erklaerungen was kein Mensch tut oder tat eher mehr als weniger zurueckhalten. Aber ich kenne jedenfalls keinen. Da muesste den Leuten doch eindeutig ein ganzer Fuss gefehlt haben, wenn sie sich zu ihrem Geburtstag irgendwelche �Unsre Heimat, das sind nicht nur die Staedte und Doerfer�-singenden Pioniere bestellt haetten.

Es ist natuerlich wahr, dass man gern bereit ist, sich auf eine konstruierte kitschige Story einzulassen und dann irgendwelche Arten von Meta-Qualitaet darin zu finden. Das ist ja vielleicht sogar die einzige Art in diesen Zeiten, denkt man manchmal, aber dann sieht man �Ladybird, Ladybird� oder so und merkt, dass es doch nicht so ist. Jedenfalls, diese Geschichte, wie der Bursche da mit den fingierten Aktuellen Kameras und den Stories, die er seiner Mutter auftischt, diese Parallelrealitaet aufbaut, die ist ja meinetwegen wirklich ein bisschen ergreifend. Aber das hat dann auch nicht gereicht, alles musste nochmal durch den Wolf von dieser Szene an, wo jetzt scheinbar die Mutter auch weiss, wie alles sich in Wahrheit verhaelt und jetzt bloss noch ihm zuliebe undsoweiter � Yikes. Brechungen. Symmetrien. Furchtbar interessant. Und andere Metaqualitaet war da eigentlich nicht drin. Minus �Unsre Heimat, das sind nicht nur die Staedte und Doerfer� und Ostsaft in traurigen Flaschen bleibt dann eigentlich nur als Allgemeinmenschliches diese Muttigeschichte, die einen aus ich weiss nicht was fuer unlauteren Gruenden beim Anschauen so ruehrt. Naja. Also nicht dass er jetzt direkt schlecht waere.
Vor zwei Jahren oder so gabs mal einen Film mit einem sehr aehnlichen listigen kleinen Einfall. Da war jemand im Gefaengnis waehrend der Wende. Wie hiess der denn nur, wie hiess der denn nur. Hab ich leider vergessen (*Berlin ist in Germany). Der war tausendmal besser und haette all die Aufmerksamkeit eher verdient als �Good bye Lenin� hier. Aber das ist ja eigentlich auch klar, dass es immer so kommt.

Dieser ploetzliche Wille zum Verstaendnis, der sich dann in sowas erschoepft: Naja, die Ostdeutschen mochten halt diese komischen Tapeten und diese Sachen, die sie immer anhatten, und die grotesken Fernsehfiguren, das war halt ihr Zuhause, und danach sehnen sie sich jetzt. So ein Mist. Erstens sehne ich mich nach ueberhaupt nichts, ud zweitens, wenn dann sicher nicht nach irgendwelchen Tapeten, wir hatten damals sowieso alle dieselbe scheiss weissgestrichene Rauhfasertapete wie jeder andere auch, und kein Mensch sehnt sich nach Pioniertuechern und irgendwelchen bloedsinnigen Fernsehsendungen (und schon gar nicht 1990). Das ist ueberhaupt nicht der Punkt, aber so kann man das eben einfach abhaken.

Mein Gott, ist ja auch egal. Im Grunde laeuft es doch immer darauf hinaus, dass alle Sachen in der oeffentlichen Wahrnehmung auf irgendeine verzweifelt unzulaengliche Formel gebracht werden, und so MUSS es ja geradezu auch sein. Klar ist meine Erfahrung als Ostdeutscher aber ganz anders und viel komplexer und blablabla gewesen, aber selbst wenn ich mit noch so fiebrigem Eifer darauf bestehen wuerde, wuerde das an diesem allgemeinen Missverstehen nichts aendern, und darueber braucht man sich ueberhaupt nicht weiter aufregen. Das ist voellig OK. (Und strenggenommen bin ich auch garnicht so unheimlich wild darauf, das alles irgendjemand auf die Nase zu binden.)

Aber insofern habe ich jetzt also doch noch grimmig darueber gesprochen, wie die Westler jetzt alle 'Good bye Lenin' gutfinden.

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