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Back to School Blues
2003-09-04 @ 9:59 p.m.

Schulanfang fuer Madame Karline. Der wird hier nicht grossartig begangen, vielleicht, weil sich das Schulwesen mit der Junior- und Senior Kindergarten genannten Vorschule, die ebenfalls im Schulgebaeude stattfindet, seit dem vierten Lebensjahr allmaehlich in das Kinderleben einschleicht. Trotzdem erstaunlich, dass niemand den Gedanken, massenhaft schulanfangsthematisierten Suessigkeitenumsatz zu machen, reizvoll genug fand um die gute alte Zuckertuete auch in Amerika einzufuehren. (Gibts die eigentlich bloss in Deutschland oder auch, sagen wir, in Italien? Beziehungsweise, gibts die eigentlich in Deutschland noch?) Vielleicht hat es paedagogische Gruende. Hier ist man darauf bedacht, seinen Kindern (�You must feel really proud about being able to go to school now�, komischer Paedagogik-Sprech und -Benehm) keine unerwuenschten, falschen, subliminalen Botschaften zu uebermitteln, und die Zuckertuete mit der unterschwelligen (und ach so wahren) Botschaft die Schule allein sei kein so richtig grossartiges Geschenk zum Schulanfang, die ist ja ganz genau so ein Kandidat. Am ehesten liegt es aber wohl daran, dass hier nichts weiter ueber europaeisches Brauchtum bekannt ist, abgesehen vom Oktoberfest. Oder am Personalmangel.

Uaaah, und sechs Stunden haben die hier von Anfang an. Sechs Stunden! Es ist voellig unklar, was sie da treiben. Karla ist auch nicht richtig in der Lage, darueber befriedigend Auskunft zu geben, ausser dass es langweilig ist. Obwohl es auch sein kann, dass sie spuert, dass ich wegen meiner Vorurteile undsoweiter genau diese Auskunft erwarte, und in Wahrheit findet sie es Spitze, stundenlang die Umrisse irgendwelcher Buchstaben nachzuzeichnen, um die sie nicht gebeten hat. Die Pausen scheinen jedenfalls Spass zu sein.

Und puenktlich zum Schulanfang bringt der Harpers, unter dem recht fetten, geradezu Bildzeitungsmaessigen Titel �Against School. How public education cripples our children and why. By John Taylor Gatto.� den durchgeknallten Schuldissartikel eines Lehrers im Ruhestand, an dem eine ganze Menge dran ist.
Die organisierte Langeweile von zehn, zwoelf Jahren kompletter Fremdbestimmtheit, fuenf Tage die Woche, 6 Stunden am Tag praktisch eingesperrt (und dann das gutgemeinte, pathetische: �Ich moechte, dass ihr selbst nachdenkt� � ja, aber bitteschoen ueber das, was der Lehrplan gerade vorschreibt), das passive Uebergeholfenkriegen dieser Bildungsgeschichte ... wenn man auf eine bestimmte Weise darueber nachdenkt, kommt einem die Wortwahl �crippling� nicht mehr so wahnsinnig verstiegen vor. Klar ist es auch lustig, Schule scheisse zu finden und sich ueber seine Lehrer aufzuregen, oder klar kann einer sich auch an dieses Schulwesen anpassen und sogar auf die eine oder andere Weise davon profitieren (bzw. lernen, in dieser Art von Gaengelei so gut zu funktionieren, dass er praktisch danach suechtig wird), aber dieser Gatto sagt eben, dass diese fremdbestimmte Langeweile, dieses Uebergeholfenkriegen dazu fuehren, dass man in gewisser Weise infantil bleibt, dass die verhindern, dass man reift, wie jemand reifen wuerde, der selbst in die Welt hinausgeht, im metaphorischen Sinne und Erfahrungen mit der Welt anstelle von mit verdammtem Schulstoff macht. Das kann man sich ja garnicht mehr vorstellen, wie das waere, nicht das Produkt eines Schulsystems zu sein.
Der Gatto graebt dann irgendwelche grimmigen alten Public-Education-Theoretiker aus, ich zitiere mal, wie er die six basic functions of public education aus �Principles of Secondary Education� (1918), dem Werk eines gewissen, Harvard-affiliierten Alexander Inglis zusammenfasst und interpretiert:

1. The adjustive or adaptive function. Schools are to establish fixed habits of reaction to authority. This, of course, precludes critical judgement completely. It also pretty much destroys the idea that useful or interesting material should be tought, because you can�t test for reflexive obedience until you know whether you can make kids learn, and do, foolish and boring things.
2. The integrating function. This might well be called the conformity function, because it�s intention is to make children as alike as possible. People who conform are predictable, and this is of great use to those who wish to harness and manipulate a large labor force.
3. The diagnostic and directive function. School is meant to determine each student�s proper social role. This is done by logging evidence mathematically and anecdotally on cumulative records.
4. The differentiating function. Once their social role has been �diagnosed�, children are sorted by role and trained only so far as their destination in the social machine merits � and not one step further.
5. The selective function. This refers not to human choice at all but to Darwin�s theory of natural selection as applied to what he called �the favored races�. In short, the idea is to help things along by consciously attempting to improve the breeding stock. Schools are meant to tag the unfit � with poor grades, remedial placement, and other pubishments � clearly enough that their peers will accept them as inferior and effectively bar them from the reproductive sweepstakes.
Naja, blabla. Ein bisschen viel Schoene Neue Welt, ein bisschen viel Verschwoerungstheorie (obwohl ja von diesem Inglis scheinbar ganz in diesem Sinne gemeint), aber trotzdem. Grusel. Jungejunge. Klar gibt es nette Lehrer und keine Zensuren bis zur dritten Klasse und blabla, und was will man auch machen mit den verdammten Goeren, wenn man selber nicht direkt rotwangig wird beim Gedanken daran, die vielleicht zu homeschoolen. Seuffz.

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Koennte ich natuerlich auch selber tun, aber gerade eben habe ich diesen irrsinnigen Armkrampf...

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