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Man, was fuer eine Katastrophe muss es wohl sein, eine Mutter zu haben, die in kindisch verzueckte Aufregung verfaellt, wenn man von dem einen Mal erzaehlt, wo man in der Schule Timeout gekriegt hat?
Timeout ist diese amerikanische Disziplinierungsmassnahme, wo man mit einer neunschwaenzigen Katze-, nein, man muss eine oder zwei Minuten irgendwo abseits sitzen.

Eigentlich glaube ich ja mittlerweile, dass es grundfalsch ist, Kinder als irgendwas anderes wahrzunehmen als als weitgehend defizient, es ist grundfalsch, an der Perfektion der Erwachseneninstitutionen und des ganzen Erwachsenenlebens, zu denen man sie mit fester Hand hinleitet, irgendeinen noch so geringen Zweifel aufkommen zu lassen.
Kinder sind nicht die wahren Anarchisten, sie haben uns auch nichts zu lehren. Alles, was sie wollen ist dass man ihnen sagt, wo�s langgeht. Erst mit dieser Gewissheit koennen sie ihr spezielles Kinderleben entfalten, glaube ich.

Aber das Problem ist natuerlich, es geht nicht. Natuerlich ist mittlerweile hoffentlich ueberall bekannt, dass Kinder keine wahren Anarchisten sind, das kann ja jeder merken, der einmal ein Kind gesehen hat und zufaellig seine Delusionsbrille vergessen hatte. Aber das andere. Man glaubt nicht mehr an den ganzen Kram. Ich glaube, das Problem haben heute viele Leute, was sich zum Beispiel daran zeigt, dass sie sich in Schulangelegenheiten fast immer auf die Seite ihrer Kinder schlagen, was ja frueher keine Sau gemacht haette, und den Lehrern das Leben schwermachen. Was ja auch absolut begreiflich ist, ich meine, he, das ist mein Kind, und wer bist du � bloss irgendsone Lehrerin, und mein Kind ist nicht dafuer geboren, den reibungslosen Ablauf in irgendwelchen Institutionen zu ermoeglichen, aber trotzdem bin ich mittlerweile ueberzeugt davon, dass man dem Kind damit absolut keinen Gefallen tut (uebrigens ist das nicht ueber Karla, die faellt ungern auf, siehe oben). Das gibt ihm die Idee, dass es selbst die Dinge zu bestimmen haette, und dann kann man auch gleich seine Seele nehmen und durch den Fleischwolf kurbeln, so paradox es ist. Also das ganze Sorgen um die Kinderseele macht sie mehr kaputt als alles andere, glaube ich.

Aber wie gesagt, es laesst sich nicht aendern. Ich bin jedenfalls nicht die Person, ein luegenhaftes Schauspiel aufzufuehren. Hier machen das noch viele Leute, also das ganze Programm mit ernst beiseitenehmen, we always say thank you, we don�t hurt people�s feelings, lying is awful, learning is fun and wonderful, und die Teenager hier sind wesentlich angenehmer und sich selbst weniger ein Klotz am Bein als in Deutschland, meine ich zu sehen. Aber ich bringe es nicht. Ich fand es immer pervers, zum Beispiel unaufweichbare Regeln zu haben, das A und O der Kindererziehung, weil mein Gott, ich habe ja auch keine solchen Regeln. Wenn ich Lust habe, vor dem Abendbrot einen Schokoriegel zu essen, dann mache ich das, und dann waere es doch scheinheilig, das den Kindern nicht zu erlauben. Nur als Beispiel. Natuerlich hauen wir uns nicht gegenseitig mit Bratpfannen auf den Kopf, aber das ist auch keine Regel, sondern eine Selbstverstaendlichkeit. So verwirre ich ihre Seelen mit meiner eigenen Verwirrung. Natuerlich koennte man sagen, dass das auch irgendwie ganz spannend ist und irgendwie auch eine Spitzenchance und ein Superexperiment in gegenseitigem Respekt und so, und im Grunde genommen macht es micht auch nicht weiter traurig, weil es sich eh nicht aendern laesst, und wenn ich Jesus waere, koennte ich es vielleicht sogar richtig durchziehen und zu einem guten Ende bringen, aber ich bin nicht Jesus und der Preis ist nicht ganz niedrig, fuerchte ich. Deshalb muss man ihnen immer viel Eis kaufen, um das Leiden zu lindern.

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