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1990. Alternde Sexmaniacs raeubern im Osten.
2004-09-13 @ 10:17 p.m.

Diesen Text habe ich zwar woanders schon hingestellt (wo ist geheim, geheim, oh so geheim), aber ich will ihn auch gern in meinem Journal haben. Ich glaube nicht, dass Don Dahlmann hier liest. Und wenn, pft, der macht das ja selbst immerzu.

Ich war jung, Gott, erst achtzehn Jahre, ich schob mein Diamantrad durch die Welt und hatte diesen selbstgenaehten langen grauen Flanellrock an und dunkelblauen Matrosenstrick. Ich kam von meinem Kurs in spezieller Botanik und ging in einen Supermarkt, um mir einen studentischen Snack zu kaufen. Als ich wieder herauskam, klemmte ein kleiner Zettel in der Handbremse. 'Liebe unbekannte Eva'. Ich wurde aufgefordert, einen Adam anzurufen, der es gut mit mir meinte. Fand ich super romantisch, genau so denkt man sich das ja immer, da wollte ich sogar ueber den albernen Scheiss mit Adam und Eva hinwegsehen. Ich rief also an (ich wohnte noch bei meinen Eltern, ich hatte einen fabelhaften Freund, oh, ich war so ein albernes Luder). Mein Adam erklaerte mir nuechtern, er haette mich gesehen und bei sich gedacht, die Frau braeuchte 'n Zettel'. Das fand ich natuerlich nicht gut, denn man will ja nicht die Frau sein, die n Zettel braucht, sondern die Frau, deren Erscheinung in jemandem auf unvergessliche Weise eine Saite anreisst, aber vielleicht konnte er sich ja nur nicht so gut ausdruecken. Ich weiss nicht mehr, worueber wir uns unterhielten, aber es kam sogar zu einer Art Zerwuerfnis, weil ich in der Weise, in der Jugendliche sprechen, irgendwas an seinem Verhalten als pervers bezeichnet hatte, vielleicht sagte ich, es sei pervers, Botschaften an Fahrraeder zu haengen, was natuerlich in keiner Weise meine Meinung gewesen sein kann, aber ich mag aufgeregt gewesen sein, vielleicht sagte ich auch etwas anderes, aber jedenfalls sagte ich pervers, und das machte Herrn Adam, dessen Name uebrigens Juergen war, so zornig, dass er auflegte. Schicksalsraunen! Es tut mir leid, dass das alles so dumm ist, aber es ist doch auch irgendwie interessant. Ich rief ihn dann wieder an, weil ich mir mein romantisches Abenteuer, so drittklassig es mittlerweile war, doch mit Macht nicht entgehen lassen wollte, ich haette es nicht so gemeint, bla bla.

Einige Tage spaeter sass ich in der S-Bahn zum Kurfuerstendamm, es war ein heisser Tag und ich hatte ein unfassbar laecherliches, einem altmodischen Badeanzug nachempfundenes vorn geknoepftes rotweissgestreiftes Kleidungsstueck an (ich habe selbst Schwierigkeiten, das alles zu begreifen). Der Mensch wohnte in der Joachimsthaler Strasse, oder irgendwo da, er war ungefaehr vierzig, hatte einen Schnurrbart und trug einen Bademantel (sowie, wie spaeter bekanntwurde, einen Stringtanga). In seiner Wohnung waren eine Menge Fitnessgeraete, ein Buecherregal, Sessel, Tischchen, Metallbett. Ich weiss nicht, ob es vor oder nach dem freudlosen Sex war, dass er mir ein schwarzes duennes Heft zeigte, in dem irgendwelche Gedichte von ihm veroeffentlicht waren, die mir minderwertig vorkamen. Es muss davor gewesen sein, denn danach bin ich hoffentlich doch entflohen. Zwei Tage spaeter rief er bei mir zuhause an. Gluecklicherweise sagte er meinem Vater lediglich, er wuerde mich kostenlos in seinem Fitnessstudio trainieren. Genau, er war Fitnesstrainer. Ich schrieb ihm eine grandiose Note auf einer weissen Briefkarte, wie er auf den Gedanken kaeme, ich wuerde 'jemals auch nur eine Minute meines Lebens in einem Fitnessstudio verbringen'. Das schien mir damals eine sehr treffende und wuerdevolle Entgegnung zu sein. Ich bin auch bis heute in keinem Fitnessstudio gewesen, obwohl ich jetzt milder darueber denke.

Sensibilisiert fuer das in diesem Zusammenhang saudumme Wort Adam bemerkte ich nach einer Weile, dass in der Tageszeitung, die meine Eltern fuer mich abonniert hatten (ich war mittlerweile ausgezogen) regelmaessig Annoncen erschienen, in denen ein 'Charmanter, muskuloeser Adam mit Grips und Humor' eine Eva suchte, 'papiernes Ausweisalter egal,' und freilich war es derselbe Mensch, wie die Telefonnummer zeigte. Die Annoncen erschienen eine ganze Weile, von mir regelmaessig wachsam ueberprueft, aber eines Tages gab es in der Tageszeitung (shoot, all right, all right, es war die Junge Welt, peinlich) einen Artikel, in dem es hiess, eine Dame haette sich in der Redaktion beklagt, der Mensch haette auf ihren Bauch onaniert und dabei gesagt, das sei 'seine persoenliche Aidsprophylaxe'. Dann wurde er verbannt und durfte keine Annoncen mehr veroeffentlichen.

Ja. In gewisser Weise finde ich es sehr gut von mir, dass ich dem Abenteuer eine Chance gegeben habe, obwohl mir klar sein muss, dass andere Menschen ihre Jugendjahre mit Abenteuern verbrachten, die sich ganz anders gewaschen hatten. Und in welchem Buch heisst es, wer wuerde sich nicht, wenn einem ein geheimnisvoller Unbekannter einen kleinen gelben Zettel zusteckt, morgens um acht an der Ecke 5th und Broadway einfinden, mit nichts als einem Handkoffer, oder so aehnlich? Ich kann es nicht rauskriegen, ich dachte, es muesste Walker Percy sein, aber da ist es nicht. Und in Wahrheit sind solche Zettel immer entweder Werbung oder von alternden Sexmaniacs, die im Osten herumraeubern! So ist das Leben. Jedenfalls meins. Es geschieht einem ja auch irgendwie recht. Genauso bezeichend fuer mein Leben ist uebrigens auch, dass ich nicht ermordet wurde.

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