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51 Pinhey, das schlimme Drogenhaus, ist nun wieder zu vermieten, wie ich heute spazierengehend bemerkt habe. Aus diesem Anlass wird hier das Dokument gezeigt, das Ende Oktober zum 5. 'Harmony in Hintonburg Walkabout' einludt. Raten Sie mal, warum dieser Walkabout 'at the corner of Scott and Pinhey' losging.
'Harmony in Hintonburg' ist der schamlose Euphemismus fuer eine Verbrechensbekaempfungsbuergerinitiative die, begleitet von den Reportern lokaler Wurstblaetter, vor Ort laermend die Raeumung als Drogenhaeuser oder Horte der Prostitution wahrgenommener Gebaeude fordert. Harmony in Hintonburg indeed. Ich meine, der Gedanke ist wohl, dass man sich ewigwachsam dagegen wehren muss, dass die Nachbarschaft detereoriert, weil das Verbrechen, sobald man ihm den kleinen Finger reicht, bald alles ueberschwemmt hat und man pausenlos ausgeraubt wird und die Spielplaetze von cracksuechtigen Prostituierten wimmeln, was mir natuerlich auch nicht gefiele, aber die Logik kaufe ich irgendwie nicht. Wie diese Extremspiesser, die irgendwelche alten Kondome, die sie mal irgendwo gefunden haben, in Schuhkartons als Beweismaterial jahrelang aufheben, es schaffen, voellig auszublenden, dass in diesen sogenannten Drogenhaeusern Leute wohnen, die ja einfach auch mal irgendwo wohnen muessen, und dass die Kneipe, deren Ausschankgenehmigung nun endlich gluecklich eingezogen wird, weil die Buerger den Gedanken, dass dort auch an Betrunkene noch Alkohol ausgeschenkt wird, gasp!, so unertraeglich fanden, unter anderem ja auch die finanzielle Lebensgrundlage von ein paar Leuten darstellt, die jetzt sehen koennen, wo sie bleiben, das kann ich nicht verstehen. Und wer sich fuer diese Aktion den an stinkender Infamie nicht zu ueberbietenden Namen Harmony in Hintonburg ausgedacht hat, der verdient also wirklich dermassen eine reingezogen.
Aber ich glaube, Leute muessen sich so benehmen, wenn nicht die ganze Zivilisation zusammenbrechen soll. Also ernsthaft. Das ist ja wohl die Idee, dass man seinen Edelmut steckenlaesst, weil der alles nur noch schlimmer macht.

Aber meinen Kindern Drogen und Prostituierte zu erklaeren, das sind nicht die Aufgaben, die mir den Schweiss auf die Stirn treiben. Also Prostituierte erklaere ich zwar nicht gern, habe ich auch noch nicht gemacht, weil ich naemlich mit den Kindern hier entgegen dem Eindruck, den diese Buergerinitiative gern erwecken will, noch nie eine einzige in irgendeiner Weise deutlich als Prostituierte zu erkennende Person gesehen habe (Benjamin wollte aber zwei oder dreimal schon jemand verlocken, sagt er), aber wenn, mein Gott. Big deal. Erklaert man es halt. Was mich richtig ankotzt ist sowas wie den Staat erklaeren, oder Justiz, oder das Internet.

Gestern haben wir im Fernsehen eine Debatte vom Ontarioparlament gesehen, da ging es darum, einen neuen gesetzlichen Feiertag einzufuehren, der die Schoenheit und Pracht Ontarios feiert. Den gibt es zwar schon, den Civic Holiday im August, aber er ist irgendwie nicht gesetzlich und auch nicht so vollkommen unmissverstaendlich an die Schoenheit und Pracht Ontarios geknuepft, sondern coolerweise bisher eben einfach ein Tag, an dem frei ist. Es war vollkommen unfassbar. Einerseits ist es natuerlich ohne Ende suess und symptomatisch, dass es hier weder um die Abschaffung von Feiertagen geht noch darum, welches Land als naechstes befreit werden soll. Aber das Geschwaetz! Einer war ganz eifrig, der meinte, der Ontariofeiertag muesse eine �brand� werden, ein Markendings, mit dem alle Leute schoene Gefuehle verbinden. Ja. Taetschel. Sehr modern. Wie erklaere ich den Kindern, gesetzt den Fall, sie fruegen (sie waren ja schon im Bett) dass nicht einfach jeder zuhausebleibt, wenn er mal freihaben will und sein Chef nichts dagegen hat, sondern dass vorher erst laecherliche Maenner stundenlang darueber reden muessen? Das ergibt doch nun wirklich keinerlei Sinn. Naja, nicht dass es den Kindern nicht egal waere. Die stehen sowieso nur mit glasigen Augen auf dem Kopf herum.

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