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Kein selbstgebautes Schafott, nicht ein einziger Styrofoam-Grabstein, es ist jammervoll. Auf den Strassen nur die ueblichen blasierten Gesichter der Twentysomethings, die sich in den Lokalen hierherum die Abende vertreiben. Immer dasselbe Trauerspiel. Warum kann man nicht mal ein paar mehr Omas und Opas sehen, oder Diakonissen, oder irgendjemanden, durch den man nicht pausenlos bis in die Grundfesten hinein verunsichert und gequaelt wird.

Groesstenteils erschrecken die Twentysomethings, mit dem fuer Deutsche, die nicht stolz auf Deutschland sind, typischen Abscheu vor Verkleidungen, hier auch noch gepaart mit Kindern, Abscheufaktor Nummer zwei. Manche sind allerdings auch froh, und das koennen sie bitteschoen verdammt nochmal sein, denn ich fuehre hier eine praechtige Hexenprinzessin mit mehreren Roecken und einer wundervollen violetten Spitzenmantilla sowie einen extrem goldigen weissen Hasen mit rosa Hasenrucksack und roten Strickfaeustlingen, der auf gleichzeitig halbironische und selbstvergessene Weise huepft und vor sich hin stolpert, manchmal frage ich mich, wieviel dieses Kind eigentlich weiss, eilig zu ihrem Treffpunkt mit der Waldnymphe und ihrer Schwester, Halloweenpionieren wie sie. Dann ziehen sie herum, sind offenbar doch nicht die einzigen und kommen mit lustiger und unkonventioneller Beute heim: Eine Riesentuete suesser Speck, eine Tuete Goldbaeren, eine Tuete Kaesecracker, etliche Aepfel und Birnen, Pflaumen, Marzipanbrote, Rocher, lose Gummitiere, Hustenbonbons, Pocket Coffee und zwei Tomaten. Es hat auch sein Gutes, dass das hier noch nicht so etabliert ist, ich bekomme sehr gern Tomaten. Was ich auch gern kriegen wuerde ist zum Beispiel eine Fischdose. Im Grunde genommen ist es bloss richtig interessant, solange die Leute nicht darauf eingerichtet sind. Wahrscheinlich wird es sich auch nicht etablieren, denn es gibt keinen Namen dafuer. Wir gehen Suesses-oder-Saeuern?

Natuerlich sagen alle, ja, das brauchen wir echt nicht, dass die Plagen noch einen Tag kriegen, wo man ihnen beutelweise Suessigkeiten geben muss, wo ist denn da der paedagogische Wert und sind sie nicht ueberhaupt schon viel zu satt, und alle haben voellig recht, aber ach, ich fand es irgendwie immer nett, all die Kinder zu sehen, die ihre riesigen Tueten herumschleppten, und die leuchtenden Kuerbisse und synthetischen Spinnweben, praktischen Laubsackgespenster und alles. Es ist schon ziemlich an diese Vorortlebensweise mit Veranden und Vorgaerten gebunden, obwohl man natuerlich auch unter unseren Bedingungen das eine oder andere tun koennte, wenn man nur woellte bzw. es nicht sowieso bis Sonntag voellig vergessen haette, in der Meinung, es sei 'irgendwann spaeter', was ich bisher jedes Mal dachte, so dass wir nicht mal einen Kuerbis hatten und ich nur schnell ein paar Packungen Happy Hippos im Spaeti kaufen konnte, die ich dann im Wesentlichen selbst aufgegessen habe.

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