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Was diese Simsongeschichte angeht, es ist merkwuerdig, dass gerade seine nach heutigem Verstaendnis schlechtesten Momente, in denen er also jaehzornig, psychopathisch gewalttaetig oder geradezu ehrlos ist, als die beschrieben werden, in denen der Geist Gottes ueber ihn geraet. Er benimmt sich fast durch seine ganze Geschichte hindurch wie ein unberechenbar gewalttaetiger Borderline-Fall, und dass er den Philistern schadet und tausende von ihnen erschlaegt, was ja in der Logik des Alten Testaments so etwas wie eine gute Tat ist, und wozu er ja mehr oder weniger angetreten war, resultiert nur daraus, dass er so ein glorioser fuckup ist. Erst heiratet er diese Philisterfrau und feiert mit den Philistern, dann erschlaegt er die ersten mehr oder weniger aus verletzter Eitelkeit wegen dem daemlichen Raetsel, er verbrennt ihre Felder und Weinberge, weil er nicht wahrhaben will, dass er sich den Verlust seiner Frau selbst zuzuschreiben hat, und dann erschlaegt er noch mehr mit dem Eselsunterkiefer, weil er in die Enge getrieben ist und ihm nichts besseres einfaellt. Immer aber ist der Geist Gottes zuverlaessig ueber ihn geraten. Ich wollte gern mal wissen, was die Prediger des Gospel (behold the glorious, exalted truth of the gospel) aus dieser Geschichte machen, aber jedenfalls auf der ersten Googleseite sind nur solche schlichten Puritaner, die Simson, bzw. Samson, als eine Art warnendes Beispiel verstanden wissen wollen - er liess sich mit Philisterfrauen ein, beruehrte den Loewenkadaver und ass unreine Speise, naemlich den Honig aus dem Kadaver und vermutlich ja auch das Essen bei den Philistern, veranstaltete Raetselraten mit den Philistern, anstatt sie zu bekaempfen, und deshalb nahm es mit ihm ein boeses Ende - wobei sie weise ignorieren, dass ausdruecklich mehrmals erwaehnt wird, wie Gott das alles sanktioniert. Dass ich nicht lache.

Ich denke, diese Simsongeschichte drueckt aus, dass es scheissegal ist, wen Gott sich fuer seine Jobs aussucht und wie viel oder wie wenig Eifer oder religioese Tugendhaftigkeit diese Person an den Tag legt, weil am Ende doch alles so passiert, wie Gott sich das gedacht hat. Und wenn der Weg, auf dem das erreicht wird, allen Regeln widerspricht, ueber deren Einhaltung er selber sonst immer wie ein Schiesshund wacht (fuer Heirat mit fremdstaemmigen Frauen sind andere Kinder Israel von eifernden Leviten auf gottgefaellige Weise mit Spiessen durchbohrt worden - 4. Mose 25), dann ist das auch in Ordnung, weil es von Gott persoenlich so angeordnet wurde. Es handelt sich also um eine Demonstration von Allmacht, die ich im Prinzip ganz grandios finde. Das sollen sich vielleicht Leute hinter die Ohren schreiben, die denken, sie haetten die Vorschriften jetzt ganz genau kapiert, ungefaehr solche wie die oben erwaehnten Gospel-Philatelisten. Es bedeutet vielleicht: es gibt im Grunde genommen keine Vorschriften, die Vorschriften sind nicht das Wichtige (obwohl natuerlich Gnade dir Gott, wenn du sie nicht einhaeltst), aber im Grunde genommen gibt es nur Gott, Gott ist das einzig Wichtige. Wenn ich mir das so ueberlege, keimt vielleicht doch ein kleines Fuenklein Glaube in mir auf.

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