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Simone de Beauvoir sagt Gott bewahr!
2008-01-13 @ 1:20 a.m.

Also nee, natuerlich ist es voellig klar, dass Frauen selbstverstaendlich Universitaetsprofessoren oder Kammerjaeger werden koennen muessen oder sich sonstwie in die Welt hinein transzendieren. Und dass solche Leute wie Simone de Beauvoir danach so ein wuetendes Verlangen hatten und so einen verqueren Hass auf ihre weibliche Biologie, die ihnen das Transzendieren erschwerte, indem sie sie an die verhasste Fortpflanzungsfunktion fesseln wollte, das kann ich verstehen.

Ich weiss nicht, woran es liegt, ob es einfach nur der Reiz ist, der in den Dingen liegt, die man nicht haben kann oder soll, und der verschwindet, sobald sie einem zugaenglich sind bzw. geradezu nachgeschmissen werden. Oder ob heute diese Idee, man muesse in die Welt hinausgehen und ihr seinen Stempel aufdruecken, etwas tun, etwas werden, etwas erzeugen, sich verwirklichen, einfach etwas von dem Reiz und der wahnsinnigen Dringlichkeit verloren hat, die sie vor sechzig Jahren besass. Oder ob ich das nur bin. Ich meine, mein Gott, es gibt so unheimlich viele Leute auf der Welt, und dass immer mehr von denen danach trachten, sich zu verwirklichen, ist ja auch einer der Gruende, warum wir hier jetzt diesen huebschen Teekessel haben. Oder was hat Simone de Beauvoir gemeint, was man den Frauen vorenthielt? Eine Buchhalterlehre?
Was wartet denn so Unverzichtbares auf mich? Sinnloses Eierstechen? POI/POS-Systeme? Webdesign? Datenbanken? Eventmanagement? EU-Politik? Wichtige Montagssitzungen? Das reizt mich einfach alles nicht so richtig. Ich habe eigentlich nichts, was ich so richtig dringend in die Welt einritzen moechte. Abgesehen von diesem Journal hier.
Wenn wenigstens jemand mal Busfahren sagen wuerde, aber Busfahren ist ja so out.

Und all diese Sachen sind offenbar um so vieles Wichtiger, als seinen Kindern bei den Hausaufgaben ueber die Schulter zu schauen (stattdessen muss man sich bei Elternversammlungen stundenlang schamlos ereifern, dass die russlanddeutsche Hortnerin es nicht schafft, die Hausaufgaben von 24 Kindern bis ins letzte Detail zu kontrollieren) oder ihnen vielleicht mal selbst Schwimmen beizubringen, anstatt sie in einen Schwimmkurs zu stecken, oder sonst irgendwas, was man wichtig findet, oder Mittag zu kochen, ja gottverhuete. Die Kinder sind schliesslich bloss deine Familie und POI/POS-Systeme sind der heisse Scheiss. Da muss ich mich schon langsam nach einer Neunstundenbetreuung umtun, wenn das Kind ein halbes Jahr alt ist.

So wie die Arbeitswelt strukturiert ist, kann man nicht Universitaetsprofessorin oder Generaldirektorin werden, wenn man ueber laengere Zeit merklich kuerzer tritt. Das ist klar und wahr. (Das frage ich mich ueberhaupt immer, worin eigentlich der Zwang begruendet ist, sich immerfort so abzurackern. Warum koennen sich nicht einfach alle verabreden, es ein bisschen leicht zu nehmen? Ich meine, klar, blabla, dann kommen eben andere und produzieren schneller und billiger, aber mein Gott, worum geht es hier denn eigentlich? Hat man nicht ohnehin schon genuegend Autos und Brote und Nanu-Nana-Nippes?)
Aber dass es daraus resultierend zur gesellschaftlichen Normalitaet geworden ist, Scharen von Einjaehrigen, die gerade muehsam geradeaus kucken koennen, in bestenfalls professionell wohlmeinende Fremdbetreuung zu verfrachten, das finde ich persoenlich seit einiger Zeit nicht mehr so einsichtig.

Simone de Beauvoir beschreibt uebrigens, wie das kleine Maedchen laenger als der Junge auf dem Arm der Mutter, auf dem Schoss des Vaters Zuflucht findet vor seiner grossen Verzweiflung ueber die Geworfenheit der menschlichen Existenz. So bevorzugt man es scheinbar gegenueber dem Jungen, dem man erklaert, es geziehme sich fuer einen Mann nicht, zu heulen und zu deulen. Andererseits ermoeglicht man so dem Jungen, mit der Geworfenheit fertig zu werden, indem er sich in die Welt hinaus transzendiert, allerhand Plaene und Projekte entwickelt, in deren Realisierung er sich als handelndes Subjekt erlebt. Das Maedchen hingegen ist nur froh, wenn es Objekt der zaertlichen Aufmerksamkeit anderer ist. Es bleibt passiv, richtet sich in der Objektrolle ein. Und aus diesem unheilvollen Keim, zusammen mit den biologischen Gegebenheiten, entwickelt sich dann die Gendermisere.

Der Witz ist ja, dass kleine Jungen heute mindestens ebensolche Waschlappen sind wie kleine Maedchen. Trotzdem saegen die Maedchen spaeter an ihren Armen herum und die Jungen reissen Briefkaesten ab.

Sie schreibt lang und viel und manches ist albern (Skandinavierinnen sind geschlechtskalt), zweifelhaft (ihre Ansichten ueber Biologie), zitiert schoene Romane (Maedchen auf der Suche!) und Fallbeispiele (ich kannte eine junge Frau, die an ihren Monatsbinden saugte). Aber was sie letztendlich darueber sagt, dass es bei der Frau einen Konflikt zwischen elementar menschlichem Narzismus und speziell weiblicher Bestimmung zur Selbstaufgabe gibt, und wie sie dann unversehends darauf beharrt, dass sich dieser Konflikt etwa in der Sexualitaet nicht wirklich loesen laesst, indem man die Selbstaufgabe negiert, das finde ich wahr und schoen. Und uebrigens letztendlich auch sehr traditionell.

Soviel zu Simone de Beauvoir. Hier kommt Mrs. Bondevous! Sie ist auf dem Weg nach Peru, mit dem Schiff!

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Koennte ich natuerlich auch selber tun, aber gerade eben habe ich diesen irrsinnigen Armkrampf...

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