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Leserrezensenten empfehlen: Bobo Siebenschlaefer
2008-07-15 @ 4:10 p.m.

Zweijaehrige und Amazon-Leserrezensenten lieben dieses Buch wie Milchschnitte und Sex and the City! Es ist wirklich unglaublich, wie die Leserrezensenten dieses Buch lieben. Das einzige, was mal einer unter fuenfzig zu bemaengeln hat, ist, dass Bobo nicht Danke sagen muss und Moechte statt Will. (Da hat er schon ein bisschen den Finger auf der Wunde, aber wie ueblich in einer total verdinglichten Weise.) Und die Bilder - die eigentlich ganz in Ordnung sind, weil nicht ganz der uebliche bunte, grenzenlos vapide Billigkinderbuchdreck, die finden sie natuerlich unprofessionell.

Dabei schafft es fast jede Geschichte, die grusligen Verwerfungen, die hierzulande in der Kinderbehandlung herrschen, die unwuerdige, ungute Umkehr der sinnvollen Autoritaetsverhaeltnisse, die ungesunde Kindzentriertheit der Erwachsenen mit wenigen Strichen so kenntlich zu machen, dass es einen schaudert. Aber das kriegen die Leute natuerlich nicht mit, was ihnen da fuer ein Spiegel vorgehalten wird. Bzw. das kriegt Markus Osterwalder natuerlich auch nicht mit, was er da eigentlich zusammenbraut.

Bei Bobo zu Haus. Bobo wird von seinen liebenden Eltern geweckt. Hier ist deine Flasche, Bobo. Bobo fruehstueckt Kakao und Muesli. Hoppla, da wirft er den Kakaobecher um. Mama rutscht auf den Knien herum und putzt, Bobo hat keine Verantwortung fuer seine eigene Pfuetze. Dann spielt Papa mit Bobo. Papa baut einen sehr hohen Turm, Bobo schmeisst ihn um und lacht. Allein spielen kann Bobo offenbar nicht und sein Vater hat auch nichts Besseres vor nach dem Fruehstueck. Er baut etwas, das Bobo allein niemals zustandekriegen wuerde und demonstriert damit seine Ueberlegenheit im Spielen, eigentlich Bobos ureigener, persoenlicher Aufgabe, in die ihm niemand hineinpfuschen sollte. Die Freude ueber den hohen Turm ist schal; wenn Bobo sich hier einbringen will, bleibt ihm nur noch, das Geschaffene kaputtzumachen. Bauen kann Papa ja eh besser.
Dann will Papa Zeitung lesen. "Und du spielst vielleicht mit der Puppe, Bobo?" sagt er, denn so muss man zu Kindern sprechen, von denen man etwas will. Man muss sie scheu fragen, ob das vielleicht OK ist. Bobo kann dann der Puppe nicht allein das Hemd ausziehen und Papa muss helfen, denn Bobo kann sich natuerlich nicht mal ein bisschen anstrengen. Das Hemd ist ausgezogen, Bobo weiss nicht, was er jetzt noch machen soll. Papa soll wieder mitspielen. Papa macht ein saures Gesicht, besinnt sich aber darauf, dass Kinderverkorksung Vorrang vor Zeitungslesen hat und laesst Bobo auf seinem Bauch und seinem Ruecken reiten und hebt ihn als Flugzeug in die Luft, wobei er zweifellos auch noch die Motorengeraeusche beisteuert, damit Bobo endlich mal richtig Spass hat. Dann ist es schon wieder Zeit fuer Bobos Flasche (was hat der Zweijaehrige eigentlich immerfort mit dieser Flasche zu schaffen?), Papa und Bobo gehen in Bobos Zimmer, Papa schaut mit Bobo ein Bilderbuch an. Dann schlafen sie beide auf dem Fussboden ein. Mutti kuckt zur Tuer rein und laechelt geruehrt.



Bobo auf dem Spielplatz. Mama und Bobo gehen zum Spielplatz. Obwohl so ein Spielplatz ja ein Ort ist, wo Kinder spielen koennen bzw. sollen, gibt es kein Bild, auf dem Bobo nicht seine Mutter an der Backe hat bzw. er sie irgendwo hinzottelt. Sie leitet ihn beim Rutschen an, halt dich fest, rutsch los, das war toll, setzt ihn auf die Schaukel, schubst ihn an, nimmt neben dem Klettergeruest Hilfestellung ein, dreht das Karussell, steht neben der Wippe und korrigiert den Schwung (in der Regel mit unfrohem, schicksalsergebenen Gesicht, und wer will es ihr veruebeln. Hat sie keine eigenen Interessen?). Kurzum, Bobos "Spiel" besteht die ganze Zeit in der auch noch von seiner Mutter assistierten Nutzung irgendwelcher Geraete.
Das ist natuerlich heutzutage auch ganz unhinterfragt, dass die Nutzung von Geraeten etwas mit Spielen zu tun haette, aber mein Gott!
Dann will die Mutter nach Hause. Bobo heult. "Na gut," sagt Mama, "dann gehe ich allein nach Hause." (Eine Sternstunde der Paedagogik.) Bobo kommt mit. Auf dem Heimweg kriegt er auf sein Betteln hin noch ein Windraedchen gekauft.



Auch im Planschbecken kann Bobo nicht alleine baden, sondern sein Vater muss, solange, bis Bobo nicht mehr mag (nicht etwa, bis Papa nicht mehr mag), mit ihm als Spassdarsteller in dem Planschbecken herumspringen. Gegen Papas enormen kuenstlichen Enthusiasmus steht Bobos Vergnuegen ganz klein in der Ecke. Mutti macht Fotos. Dann mag Bobo nicht mehr (das war vorherzusehen) und laesst Papa dumm im Planschbecken stehen. Aber Papa ergreift gleich wieder die Amuesementsinitiative und bringt das Kaspertheater. Papa spielt Bobo Kaspertheater vor, bis Bobo etwas anderes spielen moechte. Dann graebt er mit ihm im Sand und baut ihm einen Sandberg mit Tunnel. Als naechstes gibt es Limonade und Kuchen, dann will Papa im Liegestuhl Zeitung lesen. Aber Bobo moechte lieber, dass er mit ihm ein Bilderbuch anschaut. Na dann. Was soll er machen, sonst macht das Kind ihm das Leben zur Hoelle.

Die letzte Geschichte endet zum Schmunzeln, Bobo soll ins Bett gehen, aber wer ueber dem ganzen Singen und Buchanschauen einschlaeft, sind Mama und Papa. Herzerwaermend!

Dieses Buch kriegt nun wirklich nur einen Stern, denn es ist entsetzlich. Das sollten sie mal einer Mutter aus Senegal zeigen, oder so. Aber ich weiss schon: wir sind hier nicht in Senegal, omc.

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Koennte ich natuerlich auch selber tun, aber gerade eben habe ich diesen irrsinnigen Armkrampf...

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