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Verlassener Garten
2009-03-26 @ 12:01 a.m.

Frueher war ich ja aeusserst vehement der Ansicht, dass verwitterte Fassaden anheimelnd, schoen und aesthetisch korrekt sind und dass Haeuserkampf-Einschussnarben nicht reparieren genau das ist, was man unbedingt machen muss, und dass vollisolierte pastellgelbe Haeuser so dermassen Disneyland sind, dass einem davon uebelwerden kann. Mit der Zeit hat sich das alles natuerlich etwas gelegt. Wie das eben so ist. Ist ja auch gut, wenn alles ein bisschen gepflegt ist, anstatt zu verfallen. Aber als ich im vorigen Fruehjahr den verlassenen Garten des verlassenen Hauses entdeckte, wallten all diese Empfindungen noch einmal auf. Was ist das schon fuer eine Art von billiger, abtoetender Gepflegtheit heutzutage. Obwohl im ersten Satz natuerlich nicht von Gaerten die Rede ist. Aber von einer anderen Art Leben, was eben vielleicht auch bedeuten konnte, dass man fuer 40 Mark eine kleine Wohnung in einer rumpligen alten Villa und vor der Tuer, durch einen hohen Bretterzaun vor der Strasse versteckt, den seligmachendsten Garten haben konnte, um den man sich kuemmern konnte, wie man wollte, ohne dass pausenlos ein Hausmeister und alle Vierteljahre eine elende Gruengestaltungssfirma angetrabt kam, um einem alles kaputt zu machen. Ein prima Leben im Schatten ominoeser Plaene, die Neustadt gleich ganz abzureissen und stattdessen eine zukunftszugewandte Neubaulandschaft zu errichten, muss man natuerlich dazusagen.
Aber dieser Garten jedenfalls, der konnte dann so gut eingerichtet sein, dass sich die Walderdbeeren von selbst ueberallhin ausbreiteten und man der Brombeeren nur mit Muehe Herr wurde, und dass es Kirschen, Aepfel, Birnen, Pflaumenbaeume, Johannisbeeren (alle Farben), Weintrauben, Himbeeren, Rhabarber und alle Arten von Kraeutern und Blumen gab, und eine Wiese und Sonnenschein und Windstille hinter dem Bretterzaun und das alles konnte einem gewissermassen gehoeren, weil man der war, der sich kuemmerte, und nicht, weil man fuenfhunderttausend Euro bezahlt hatte.

Fuer einen Sommer hat uns dieser Garten jetzt noch gehoert, und was haben wir dort gepflueckt und geerntet: Rhabaerberkompott, schuesselweise Walderdbeeren mit Sahne, Verlassener-Garten-Spezialmischungsmarmelade, Johannisbeer-, Brombeer- und Kirschmarmelade, Kaltschale, Sauerkirschkuchen und Kirschkompott, Weinbeeren, bueschelweise Salbei und Minze und zum Schluss noch ein paar schrumplige kleine Aepfel. (Die Pflaumen und Birnen wollten in diesem Jahr nicht.) Natuerlich haben wir nur herumschmarotzt und nichts gegeben oder gearbeitet, aber es war ja ohnehin alles schon abgezaehlt. Denn wenn auch jetzt die Neustadt nicht mehr ganz abgerissen und in eine atemberaubende Achse der Arbeiter und Bauern verwandelt werden soll, muss doch in diesen Garten unbedingt noch ein zu dem schon vorhandenen symmetrisches Kutscherhaus gebaut werden, damit noch mehr Kreative dort Wohneigentum erweben koennen, und weil die Kreativen, die dort Wohneigentum erwerben, nach mediterannem Flair verlangen und damit der Hausmeister nicht soviel zu tun hat, muss dann der Rest des Gartens mit trockenheitsresistenten Bodendeckern bepflanzt, mit Rindengeschrappe ausgestreut und mit riesigen Terrakottakuebeln dekoriert werden.

Jetzt geht es gerade los damit.

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Ruhmsuechtig!
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Koennte ich natuerlich auch selber tun, aber gerade eben habe ich diesen irrsinnigen Armkrampf...

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