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Grape! Grape! Grape!
Es gibt keine "unnatuerlichen" Muetter, weil die Mutterliebe nichts Natuerliches an sich hat: aber genau darum gibt es schlechte Muetter. Eine der grossen Wahrheiten, die wir der Psychoanalyse verdanken, liegt in dem Hinweis auf die Gefahr, die ganz "normale" Eltern fuer ein Kinder darstellen. Saemtliche Komplexe, Zwangsvorstellungen und Neurosen, unter denen die Erwachsenen leiden, haben ihre Wurzeln in deren vergangenem Familienleben. Die Eltern, die ihre persoenlichen Konflikte, Streitigkeiten, Auseinandersetzungen haben, sind fuer das Kind eine denkbar schlechte Gesellschaft. Zutiefst vom Leben in ihrem eigenen Elternhaus gepraegt, gehen sie ueber alle moeglichen Komplexe und Enttaeuschungen an ihre Kinder heran, und diese unselige Kette setzt sich endlos fort.Es ist ja eine klassische Zwangsidee, wie die buergerliche Familie das uebelste aller Uebel ist, wo hinter gerueschten Vorhaengen Eltern, Kinder und Ehepartner einander metaphorisch zerfleischen undsoweiter und Simone de Beauvoir (in 'Das andere Geschlecht') ist nicht die einzige, die die Kindererziehung am besten aufgehoben in den hygienischen Haenden staatlich angestellter professioneller Fachkraefte waehnt. Natuerlich kann man an seinen eigenen Verhaeltnissen beobachten, wie da schon einiges an Zerfleischen stattfindet, wenn man gerade nicht aufpasst, aber ich denke trotzdem, dass i.A. nichts das lebendige Interesse und die Komplexitaet der Gefuehle ersetzen kann, die Eltern fuer ihre Kinder hegen, und dass dieser Seelenhygiene-Wahn und die Staatserziehung, der wir uns ja, in einer Weise, langsam und halbbewusst wieder annaehern, durchaus noch uebler sind als die buergerliche Familie. Aber man sieht doch immer wieder erstaunliche Dinge. Neulich war auf dem Spielplatz ein englisch sprechendes Paar, Mutter und Grossmutter mit einem sich in den Tiefen seines Kinderwagens nicht weiter bemerkbar machenden Saeugling und einem etwa zweijaehrigen Kinde, das von beiden pausenlos mit einer Trinkflasche und einer Tupperbuechse mit Weintrauben verfolgt wurde, wobei die Grossmutter schrill und gleichzeitig ausdruckslos, ungefaehr wie die Wahnsinnige Tante Maud, immer 'Grape! Grape! Grape!' rief. Dann hatte die Mutter geplant, mit dem Saeugling den Spielplatz zu verlassen, um Besorgungen zu machen, waehrend die Grossmutter mit dem Kleinkind noch dort bleiben sollte. Den beiden erschien es als gutgewaehlte Strategie, die Mutter sich heimlich davonschleichen zu lassen. Sie schleicht also, in einem vermeintlich guenstigen Augenblick, das Kleinkind bemerkt es prompt und beginnt zu heulen. Nun wiederum erscheint es der Grossmutter angebracht, das Kleinkind aufzunehmen, in seinen stroller zu schnallen und ihm ohne sonstige Ansprache wieder die Tupperdose unter die Nase zu halten ('Grape! Grape! Grape!', schrill, fast ausdruckslos, aber mit einer gewissen nervoesen Note). Dann wollte sie davonschieben, ich konnte aber leider nicht die Noblesse aufbringen, das Kind mit einem der uncoolerweise von mir wie meinen Augapfel panisch gehueteten kurzstieligen Babyschaeufelchen in der Faust fortfahren zu lassen. Daraufhin steigerte sie ihr 'Grape! Grape!' noch um ein weniges, entwand ihm kommentarlos die Schaufel und schleuderte sie ein Stueck abseits ins Gebuesch: 'It's over there!'. Die angemessene Antwort - Would it have killed you to, like, hand it to me, lady? - habe ich natuerlich vor Verblueffung nicht hervorgebracht. Liste nicht gegebener schlagfertiger Antworten Item 376. Dafuer benutze ich jetzt 'Grape! Grape! Grape!' als gefluegelten Ausdruck. Er schwingt sich in die Luefte und transportiert ironische Distanz zu der bescheuerten Strategie, Kinder von ihren Leiden und Kummern durch triviale Manoever abzulenken. Manfi ist anderhalb. Er ist blondlockig und sieht aus wie ein kleiner Kobold, dumme Menschen halten ihn fuer ein Maedchen. Anfangs dachte ich, ohgott, wie zieht man so einen Jungen bloss an, Tarnfarben und HipHop und Jako-o fallen ja aus, ich dachte echt, das waere ein Problem, aber jetzt habe ich mehr Ideen als noetig und er ist immer schmuck in seinen kleinen Emil-und-die-Detektive-Hosen, kurzen Hosen und Stulpen, Hosentraegern und Cabanjacken. Das beste sind ja ueberhaupt Jungs in kurzen Hosen und schwarzen grobwollenen Struempfen, wie bei Auf Wiedersehen, Kinder. Ansonsten kuesst er, winkt zum Abschied, liebt seine ihn zerfleischende Familie, Hunde sowie Pepe und Thea, seinen Elefanten und seine Stoffpuppe, kaut auf seiner Zahnbuerste herum, macht Setzpuzzles, schaut Buecher an (behutsam kommt unser zerfledderter Kleiner Baer wieder zu Ehren), schwingt und dreht sich an seinen Turnringen, haengt mit grossem Genuss (Momal! Momal!) etliche Sekunden mit den Haenden an der Turnstange, singt misstoenend 'lalala', faehrt Rutschfahrzeug, steht auf den Zehenspitzen auf der Lehne seines Hochstuhls, den er sich bei jeder Gelegenheit an die Arbeitsplatte in der Kueche heranschiebt, um dort Dinge zu erreichen, versucht zu helfen (bringt Lappen, wirft Zeug in den Abwasch oder Muell, raeumt auf), fuehrt Auftraege aus ("Bring mal die Muetze zu Mathilda, die ist im Kinderzimmer"), ist diabolisch grinsend unverschaemt und widersetzt sich der paedagogischen Fuehrung, schmeisst Sachen, bevorzugt Glaswaren, vom Balkon. Er hat einiges zu sagen, man kann es kaum noch vollstaendig auflisten, aber ich habs mal versucht, fuer die Erinnerung.
Papa Mama Karla Meta Opa Pepe Thea PaulaAch, man kommt nicht mehr hinterher. Schluck sagt er auch, glaub ich, und Blume.
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