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Wilhelmsruh II
2004-03-11 @ 11:44 a.m.

Wilhelmsruh I

Der Dachboden nebenan war leer, den habe ich zum Waescheaufhaengen genommen und ausserdem nachundnach mit allem moeglichen Geruempel angefuellt sowie natuerlich mit Traeumen, wie man den ausbauen koennte. Einmal habe ich eine hoellenmaessig schwere alte Singernaehmaschine da raufgeschleppt, die hatte ich auf der Strasse gefunden. Solche Singernaehmaschinentische wollte man ja immer haben, aber dann habe ich doch nichts damit gemacht. Es gab eine Leiter, die zur Dachluke raufging, auf dem Dach konnte man sitzen und in der Sonne braten. Das Treppenhaus war in Ocker oder so gestrichen, das hier und da abblaetterte und die Reste von einer Art Wandbemalung sehen liess, aber nichts Aufregendes, bloss so mit einer Musterrolle gerollt ein paar Blumen, das eine Treppenhausfenster hatte bunte Scheiben, die zerbrochenen waren teilweise durch gewoehnliche durchsichtige und teilweise durch solche krisseligen trueben ersetzt worden.
Anfangs hatte ich noch einen Unternachbarn, einen prolligen kleinen Burschen namens Nachbi, mit dem ich mich nie unterhalten habe, der hat auf dem Hof an seinem Auto gebaut und in Sommernaechten hoerte man manchmal seine Freundin durchs offene Fenster herumstoehnen. Einmal hat er einen Zettel an die Haustuer gehaengt, 'Bitte Tuer offenlassen wegen Vogelnest im Treppenhaus', oder wahrscheinlich war es die Freundin, da hat immer ein Hausrotschwaenzchen gebruetet oben auf einem fetten Rohr.
Alle anderen Wohnungen waren leer, eine der unteren war sogar noch mit einem ultradeprimierenden dunkelbraunen Faserplatten-Schrankbett und etlichen uninteressanten Buechern eingerichtet. Ich glaube, da gab es sogar 'Wie der Stahl gehaertet wurde' oder irgendsowas. Alles war in einer solchen Weise jenseits der Moeglichkeit, da als Individuum irgendwas zu verbessern, dass es wahrscheinlich schon wieder gut und beruhigend war. Jedenfalls hat es mich nie gestoert und ich habe mich nie gefuerchtet, nicht mal, als Nachbi dann ausgezogen war. Im Gegenteil, da fing das gute Leben noch ganz anders an, weil er sein bloedes Autowrack aus dem Garten raeumen musste. Im Winter bin ich allerdings besorgt herumgelaufen, ob die Rohre einfrieren, was sie auch taten. Einmal war der ganze Keller ueberschwemmt und Nachbi hatte ein Paar Gummistiefel an der Kellertreppe aufgestellt, damit man zum Kohlenholen waten konnte. Im Keller war noch mehr Platz, um Geruempel aufzuheben, und in einem Keller gab es merkwuerdigerweise eine lange Reihe von Waschbecken.
Der Vorgarten hatte bloss Gras und Unkraut, am Anfang wollte ich da mal was anbauen, aber es sollten natuerlich ueppig wuchernde Wildpflanzen und so sein, die ich woanders ausgegraben hatte und die dann nicht richtig angewachsen sind, nicht sehr beeindruckend, und einmal hat dann die bloede Wohnungsbaugesellschaft einen Trupp Gartenpfleger geschickt, und die haben einfach alles abgemaeht, darin bestand die Gartenpflege, oh diese Ohnmacht, die koennen einfach welche schicken, die einem alles kaputtmachen, auch wenn es bloss ein paar halbverwelkte Sonnenhut und Schafgarben waren.
Neben dem Haus vorbei ging so ein alter zerkluefteter Zementweg auf den Hof, der ebenfalls aus altem, zerklueftetem Zement war, links war ein kleiner, frueher weissgestrichener Pavillon aus Wellblech, mit einem Dach, das mit den allerreizendsten rostigen Eisenananassen verziert war, da stand die Muelltonne drin. Davor war ein Spillings- oder Mirabellenbaum, solche blauen, weichen Pflaumen, die schwer von den Kernen abgehen, die im Spaetsommer auf dem Zement und um die Muelltonne herummatschten. Rechts war eine Reihe von drei haesslichen Garagen, die an andere Menschen vermietet waren. Dann hoerte der zerklueftete Zement auf und der Garten fing an.

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Koennte ich natuerlich auch selber tun, aber gerade eben habe ich diesen irrsinnigen Armkrampf...

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