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Leserrezensenten empfehlen mal wieder: Ich will Kuchen, sagt Fuchs
2010-06-19 @ 2:55 p.m.

Was die Leserrezensenten immer fuer einen Dreck empfehlen, es ist wirklich unglaubhaft. Hier ein katastrophales Kinderbuch von Sylvia Vanden Heede und Th� Tjong-King.

Fuchs will Kuchen. Dieser Fuchs lebt mit diesem Hasen in einem Haus, und er will Kuchen. Er schaut ueberall nach, die Vorratswirtschaft ist wohlbestellt, aber es gibt keinen Kuchen. Dafuer liegen in der Abstellkammer Buecherstapel herum und hinter dem Kuehlschrank lehnen Originale von Gauguin und Warhol.
'Hase, ich will Kuchen haben!'
Hase sitzt lesend im Wohnzimmer und raet dem Fuchs zerstreut und ineffizient: 'Schau doch, such doch'. Auf dem Tisch steht ein kaltes Buffet mit Schinkenroellchen, verschiedenen Sorten Aufschnitt und Kaese, Zutaten fuer Hot Dogs, Pommes Frites, Obst, Gemuese, Pickles und Knabberzeug. Es sieht aus, als sei fuer eine grosse Gesellschaft gedeckt, aber ausser dem hingegossenen Hasen ist niemand weiter zu sehen. Nur Kuchen gibt es keinen.
Fuchs, von seinem Wunsch getrieben, eilt zur Eule, auch sie hat keinen Kuchen, dann begibt er sich in den Wald und kramt dort sinnlos im Unterholz. Nach langer Zeit kehrt er muerrisch heim, nur um das ganze Haus von lieblichen Dueften durchwabert zu finden, und den Tisch sich biegend unter der Last von Kuchen und Torten, Waffeln, Eierkuchen und Plaetzchen. Die treuliebenden Hase und Eule haben, um ihn zu erfreuen, 'alles gebacken, was im Kochbuch stand'.

Genau wie bei Bobo Siebenschlaefer , den ich auch schon mal hier brandmarkte, gilt wieder: Diese angeblich kinderstarkmachende Versicherung nieversiegender pervertierter Elternliebe koennte genausogut als gemeine Karikatur durchgehen. Und genau wie bei Bobo ist auch das einzige, was einem der chronisch von jedem Schmutz begeisterten Leserrezensenten zu monieren einfaellt, dass Fuchs 'will' sagt statt moechte. Man moechte Gift nehmen.

Im buergerlichen Heim von Fuchs, der Kindfigur, herrscht ein grotesker Ueberfluss an Lebensmitteln, die ohne ersichtlichen Anlass im Wohnzimmer zur Schau gestellt werden. Als ob der Ort als Paradies der oralen Vergiertheit noch nicht kenntlich genug waere, befindet sich stapelweise geistiges Kulturgut in der Abstellkammer, die erkennbaren Titel der Buecher im Wohnzimmer bzw. der Lektuere des Hasen lauten 'Kochbuch', 'Flotte Hasenkueche' und 'Ich kann kochen'. Fuchs hat einen Wunsch. Obwohl im Text deutlich wird, dass sich alle Zutaten fuer Kuchen unter den Vorraeten befinden, ist das einzige, was ihm einfaellt, seine Elternfiguren Hase und Eule wegen des Kuchens anzugehen. Als die ihm nicht helfen, wird er 'sauer' und begibt sich (eine Rezensentin aplaudiert ihm an dieser Stelle fuer seine 'Beharrlichkeit und Geduld') auf eine Queste in den Wald, deren Sinnlosigkeit ihm selber klar sein muss, denn Kuchen wachsen bekanntlich nicht an Baeumen, und vertroedelt dort die Zeit bis zum Abend. Zurueckkehrend erfaehrt er, dass Hase und Eule wahrscheinlich das ganze andere Essen weggeschmissen haben und ihm zum Zeichen der erstickenden Liebe, mit der sie ihn fuer immer in einem Zustand haltloser Beduerftigkeit einfrieren werden, nicht etwa nur einen Kuchen gebacken haben, sondern gleich zwanzig.

Den Gedanken, dass Eltern (und Kinderliteratur) unter anderem die Aufgabe haben, ihren Kindern dabei zu helfen, ihre Triebwuensche in den Griff zu kriegen und sich vom Zustand oraler Vergiertheit und totaler Abhaengigkeit zu reiferen, selbstbewussten und selbstaendigen Menschen zu entwickeln, finden die Autoren dieses Buches offenbar altmodisch und schwarzpaedagogisch. Hier geht es nicht nur darum, den Triebwunsch zu affirmieren, was ja OK ist, wenn auch heutzutage mehr oder weniger unnoetig und langweilig, sondern auch komplett zu legitimieren und das Kind dafuer, dass es angesichts seiner verzoegerten Befriedigung keinen Wutanfall kriegt, zur Belohnung mit einer phantastischen, es in jeder Hinsicht wiederum ueberfordernden Uebererfuellung zu konfrontieren. Impliziert wird dabei, dass das jetzt Liebe ist, wenn Mutti und Vati deine tyrannischen Wuensche nicht nur voellig OK finden, sondern auch nur darauf gewartet haben, den ganzen Tag lang in Weisen, die du dir nicht mal traeumen liessest, fuer ihre Erfuellung zu schuften.
Zusaetzlich kommt auch noch rueber, dass du selbst weder ueber genug Geist noch Geschicklichkeit verfuegst, um etwas fuer dich zu tun, sondern zu sinnloser Scheinaktivitaet verurteilt bist.

Ein giftiges Buch, in dem alles, alles falsch gemacht wird.

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Ruhmsuechtig!
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Koennte ich natuerlich auch selber tun, aber gerade eben habe ich diesen irrsinnigen Armkrampf...

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